Die am Samstagabend in Agadez (Niger) entführte 73-jährige Österreicherin wird als die Wienerin Eva Gretzmacher identifiziert, berichtet das lokale Infoportal „Air Info“. Das Außenministerium hat diese Information bisher nicht bestätigt. Gretzmacher ist bekannt für ihr jahrzehntelanges soziales Engagement in der Stadt in der Sahara.
WIEN/AGADEZ. Wie zahlreiche Medien und das Außenministerium am Sonntag berichteten, wurde am Samstagabend eine 73-jährige Österreicherin im Niger entführt – MeinBezirk berichtete:
Österreicherin im Niger entführt
Das Ministerium informierte, dass die österreichische Botschaft in Algerien, die für Niger zuständig ist, über die Entführung der Frau in Agadez in Kenntnis gesetzt wurde und Kontakt zu den regionalen Behörden hat. Es ist das erste Mal seit der Machtübernahme durch eine Militärjunta im Jahr 2023, dass eine europäische Staatsbürgerin in diesem konfliktreichen westafrikanischen Land entführt wurde.
Entführte soll Wienerin sein
Bei der entführten Frau handelt es sich offenbar um die gebürtige Wienerin Eva Gretzmacher, die sich seit Jahrzehnten in Agadez sozial engagiert. Darüber berichtet die lokale Nachrichtenplattform „Air Info“. Eine Bestätigung der Identität der Entführten durch die Behörden steht noch aus; eine Anfrage von MeinBezirk an das Außenministerium und die österreichische Botschaft in Algerien blieb bis Montagvormittag unbeantwortet. Auch die nigrischen Behörden haben bislang noch keinen Kommentar zu dem Vorfall abgegeben.
Laut dem Portal wurde Gretzmacher gegen 19 Uhr von bewaffneten Männern entführt. Die Angreifer sollen in ihr Haus eingedrungen sein und sie entführt haben, ohne weitere persönliche Gegenstände mitzunehmen. Die Frau soll gezwungen worden sein, in einen Toyota Land Cruiser V6-Pickup einzusteigen, mit dem die Entführer flüchteten. Bisher ist unklar, wer für die Entführung verantwortlich ist.
Großes soziales Engagement
Gretzmacher, die seit 28 Jahren in Agadez lebt, ist bekannt für ihr umfangreiches soziales Engagement in der Sahara-Stadt und hat sich einen hohen Ansehen in der lokalen Bevölkerung erarbeitet. Sie gründete den Verein „Amanay“ und errichtete 2010 ein Kompetenzzentrum. Außerdem leitete sie mehrere Projekte, insbesondere in den Bereichen Bildung, Frauenförderung, Ökologie, Kultur und Kunst.
Darüber hinaus unterstützte sie örtliche NGOs im Gemüseanbau und bot Nähkurse für junge Mädchen sowie Musikkurse für Jungen an. In Zusammenarbeit mit lokalen Schulen organisierte sie Freizeitprogramme und bot Computer- sowie Sprachkurse an, zudem organisierte sie Konzerte, Open-Air-Filmvorführungen und Kulturabende.
In einem Interview mit dem „Kurier“ im Jahr 2018 stellte Gretzmacher klar, dass sie sich nicht als Entwicklungshelferin sehe. „Das Wort Entwicklungshilfe meide ich, da wird mit viel Geld wenig Effizienz betrieben“, bemerkte sie damals. Seit 2021 gab es bereits Entführungsdrohungen gegen sie, was zu Spekulationen führte, dass sie ein langfristiges Ziel war, wie „Air Info“ berichtet.
Weitere Meldungen:
Landespolizeipräsident Pürstl will Messertrageverbot in Österreich
Prozess nach missglücktem Drogendeal und versuchtem Mord