80 Jahre nach dem Kriegsende: Die „Schlacht um Wien“ und die finalen Tage des Konflikts.


Der fünfte Teil der Reihe „80 Jahre Kriegsende in Wien“ beleuchtet die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, das Vorrücken der Roten Armee aus dem Osten und die „Schlacht um Wien“.

WIEN. In den letzten Kriegsmonaten marschierten die Truppen der Alliierten in das Deutsche Reich ein. Die Rote Armee war die erste, die die Grenzen der „Ostmark“ erreichte, einem Gebiet, das Österreich nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 war.

Ende März 1945 überschritt die Sowjetarmee die burgenländische Grenze und drang über die bucklige Welt nach Wien vor. Die strategisch bedeutende Stadt Wiener Neustadt fiel am 2. April 1945 nach intensiven Bombardierungen. Am 4. April erreichte die Rote Armee Mödling und am 5. April begann der Großangriff auf die Hauptstadt Österreichs. Die „Schlacht um Wien“ begann.

Ein sinnloser Kampf

Am Tag des Falls Wiener Neustadts wurde Wien als Verteidigungsbereich erklärt. Frauen und Kinder wurden aufgefordert, die Stadt zu evakuieren. Gegen die rund 1,5 Millionen sowjetischen Truppen standen lediglich 80.000 Soldaten: die 6. SS-Panzerarmee, eine Führer-Grenadier-Division, die Volkssturm-Einheiten und die Hitlerjugend.

Wien wurde während dem Krieg stark zerstört: Wien 9., Alserstraße +24 | Foto: United States Information Service / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.co

Ein militärischer Widerstand versuchte, mit den anrückenden Truppen Kontakt aufzunehmen, um eine kampflose Übergabe zu verhandeln. Ein geplanter Angriff, mit Unterstützung der Roten Armee, sollte am 6. April um 12:30 Uhr stattfinden. Dieser Plan wurde jedoch verraten, und die Hauptakteure—Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke—wurden am 8. April hingerichtet.

10 Tage des Schreckens

Durch das Scheitern des Widerstands musste die Rote Armee die Stadt im Kampf einnehmen. Der Angriff startete am 5. April mit der Besetzung von Tullnerbach, Pressbaum und dem Lainzer Tiergarten. Ab dem 6. April entbrannten schwere Kämpfe in Simmering und Favoriten. Jedes Haus wurde erbittert verteidigt, unterstützt von auf Freiflächen stationierter Artillerie und Flaktürmen, die zuvor errichtet worden waren. Die Stadt wurde von unkontrollierbaren Bränden heimgesucht. Am 7. April fiel der Strom aus, und am 8. April wurde der Gürtel erreicht. Am 9. April wurde die Innenstadt aufgegeben, die am 10. April von den Rotgardisten besetzt wurde.

Der letzte Widerstand kam aus den Bezirken 2 und 20, und die Donaukanalbrücken wurden aus strategischen Gründen gesprengt. Der Kanal wurde am 12. April überwunden, und binnen weniger Stunden waren die Bezirke eingenommen. Der Stephansdom, das Parlament und das Burgtheater wurden teilweise zerstört. Der Befehlshaber der sowjetischen Truppen erklärte am 13. April das Ende der Schlacht um Wien. Die Verluste waren hoch: Nach sowjetischen Angaben starben während dieser zehn Tage etwa 19.000 deutsche Soldaten, 47.000 wurden gefangen genommen. Die Verluste der Roten Armee beliefen sich auf etwa 18.000.

Die „Schlacht um Wien“ war jedoch nicht nur ein militärisches Engagement; auch die Zivilbevölkerung litt enorm unter den Gräueltaten des zurückgedrängten NS-Regimes. Stefan Benedik, Leiter der Abteilung Public History im Haus der Geschichte Österreichs, beschreibt die Situation: „Im zweiten Bezirk gingen eigene SS-Einheiten von Keller zu Keller und ermordeten Menschen, die sie für Juden hielten, genau vor dem Zeitpunkt, als die Rote Armee die Straße befreite.“ Dieses Beispiel verdeutlicht den Fanatismus und die Brutalität der nationalsozialistischen Anhänger bis zum Ende.

Und was jetzt?

Nach dem Ende der „Schlacht um Wien“ begann der Prozess der Normalisierung des Lebens vor Ort. Am 11. April erließ der sowjetische Ortskommandant „Befehl Nummer 1“, um den Alltag zu stabilisieren. Am 12. April, während der Kämpfe, trafen sich Funktionäre der Sozialdemokraten im Roten Salon in Wien, um über die zukünftige demokratische Verwaltung während der Besatzung zu beraten.

Der Stephansdom in Wien nach dem Abtragen der Haas-Haus Ruine. | Foto: ÖNB / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com

Am 14. April vereinigten sich die Sozialdemokraten und die Revolutionären Sozialisten zur Sozialistischen Partei Österreichs. Theodor Körner wurde am 13. April von der Sowjetunion zum provisorischen Bürgermeister ernannt, und Leopold Kunschak sowie Karl Steinhardt wurden als Vizebürgermeister bestimmt. Am selben Tag konstituierte sich auch die ÖVP neu.

Der nächste Teil dieser Serie wird sich mit der Zeit der Besatzung und dem Wiederaufbau Wiens befassen.

Das könnte dich auch interessieren:

Eine Gedenktafel für Pastor Arnold Köster in Mariahilf

Als in Wien im Februar der Bürgerkrieg herrschte



Source link

Beitrag teilen