Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) veröffentlicht seinen Bericht zur Luftqualität in Wien für das Jahr 2024. Die Ergebnisse sind alarmierend, insbesondere wenn man die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Rate zieht. Da der Großteil der Emissionen im Stadtgebiet auf den Verkehr zurückzuführen ist, fordert der VCÖ unter anderem die Abschaffung der steuerlichen Vergünstigungen für Diesel.
WIEN. Trotz der Einhaltung der aktuellen gesetzlichen Grenzwerte bleibt die Luftqualität in Wien aus gesundheitlicher Sicht besorgniserregend. Eine Analyse des VCÖ, basierend auf Daten des Umweltbundesamts, ergab, dass an mehreren Messstationen die von der WHO empfohlenen Werte für Feinstaub (PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO₂) überschritten wurden.
„Dank verschiedener Maßnahmen hat sich die Luftqualität in Wien in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert. Allerdings bleibt die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid aus gesundheitlicher Perspektive nach wie vor zu hoch“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Im Jahr 2024 lag die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO₂) an 13 von 16 Messstellen über den WHO-Empfehlungen, während die PM2,5-Feinstaubwerte an allen zwölf Messstellen die empfohlenen Werte überschritten. Ein besonderer Hotspot war die Messstation an der Taborstraße mit einer PM2,5-Konzentration von 10,8 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, während der höchste NO₂-Wert am Hietzinger Kai gemessen wurde.
Gesundheitsrisiken
Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffdioxid sind bekanntermaßen mit gravierenden Gesundheitsproblemen verbunden, darunter Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes und neurologische Störungen. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) warnte, dass Feinstaub und Stickoxide nicht nur Atemwegserkrankungen begünstigen, sondern auch langfristig das Risiko für Erkrankungen wie Demenz und Neurodermitis erhöhen.
Die Europäische Union hat zwar eine Reduktion der Schadstoffgrenzwerte beschlossen, die jedoch erst im Jahr 2030 in Kraft tritt. Zudem sind die neuen EU-Grenzwerte weiterhin doppelt so hoch wie die von der WHO empfohlenen Werte.
Meiste Emissionen aus Verkehr
Über die Hälfte der Stickoxid-Emissionen in Wien stammen aus dem Verkehrssektor, insbesondere aufgrund der Dieselabgase. Der VCÖ fordert daher eine stärkere Förderung des öffentlichen Verkehrs und den Ausbau von Bahn-, Bus- und Radverbindungen, um eine umweltfreundlichere Mobilität zu fördern. Schnellbusse mit eigenen Fahrspuren, Radschnellverbindungen für Pendler und eine verstärkte Nutzung von Elektromobilität könnten entscheidend zur Reduzierung der Emissionen beitragen.
Zusätzlich setzt sich der VCÖ für die Abschaffung der steuerlichen Vorteile von Diesel und eine schnellere Umstellung von Transportern auf emissionsfreie Antriebe ein. Insbesondere im Stadtgebiet sind saubere Lieferzonen und nachhaltige Transportlösungen unerlässlich.
„Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Je mehr Schadstoffe in der Luft sind, desto mehr atmen wir ein. Das Risiko schwerer Erkrankungen steigt vor allem für Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen signifikant. Daher ist es entscheidend, umgehend Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffbelastung umzusetzen. Der Verkehrssektor kann hierzu einen großen Beitrag leisten“, fasst VCÖ-Expertin Jaschinsky zusammen.
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