Bankensterben in Wien: Ist die Kundenbetreuung überholt?


Die Schließung von Bankfilialen nimmt zu. Viele Seniorinnen und Senioren kommen mit der Digitalisierung nicht zurecht.

WIEN. Ein Blick auf das Smartphone genügt, um den Kontostand abzurufen, und nur ein Fingertipp ist nötig, um eine Überweisung zu tätigen – die digitale Zukunft ist bereits Realität. Während viele ihre Bankgeschäfte nicht einmal mehr am Laptop erledigen, haben es viele ältere Menschen schwer damit.

Im vergangenen Jahr berichtete MeinBezirk über den 82-jährigen Heinz Niedermayr. Die Schließung der Bank Austria Filiale am Nußdorfer Platz 5 in Döbling versetzt den Senior in Verzweiflung:

In Döbling breitet sich das Bankensterben aus

„Meine behinderten Gattin und ich sind alt und für uns ist es schwierig, lange Strecken mit dem Bus zu fahren, wo man zudem umsteigen muss“, erklärt er. Fast eine halbe Stunde benötigen die beiden, um die nächste Filiale mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Eine Umfrage von MeinBezirk, verbunden mit Niedermayrs Geschichte, zeigt, dass viele Menschen ähnlich fühlen. Nur 15 Prozent der Befragten gaben an, mit dem Angebot an Bankfilialen zufrieden zu sein.

Menschen fühlen sich überfordert

Auch Leser Claudio Pallaoro hat ähnliche Erfahrungen. Der 76-Jährige fühlt sich selbst noch fit genug, erkennt aber die Probleme. „Ich begegne täglich Menschen unterschiedlichen Alters, die überfordert sind“, erklärt er. „Und täglich werden es mehr!“ Aufgrund der zunehmenden Zahl an Selbstbedienungsautomaten fühlen sich viele überfordert, während die Zahl der persönlichen Ansprechpartner drastisch abnimmt, „obwohl die Kosten für die Kunden regelmäßig steigen.“

Das Internet ist für ältere Jahrgänge oft noch Neuland. | Foto: Pexels/A. Shvets

„Bis vor wenigen Jahren habe ich viel mit elektronischen Geräten gearbeitet, also bin ich nicht schlecht im Umgang mit dem Computer“, betont ein Leser, der anonym bleiben möchte. Dennoch beschäftigt ihn die Digitalisierung bereits seit Monaten.

Die Banken erwecken zunehmend den Eindruck, dass sie den persönlichen Kundenkontakt nicht mehr unterstützen. Dies ist auch ein Verlust für diejenigen, die mit einem Computer arbeiten und nicht mehr die Möglichkeit haben, ein informatives, offenes Gespräch zu führen. „Allein eine freundliche Ansprache und Blickkontakt erfordern oft schon zu viel Zeit und Aufmerksamkeit.“

Was passiert bei einem Stromausfall?

In einem handgeschriebenen Brief zieht Leser Bernhard Müllner einen weiteren kritischen Punkt in Betracht: „Was bringt Online-Banking und ähnliche Dienste, wenn zum Beispiel der Strom ausfällt?“, fragt er sich. „Und was ist bei einem Hackerangriff?“

Für das Problem scheinen kaum Lösungen in Sicht. Dass man an vielen Supermärkten mittlerweile an der Kasse Geld abheben kann, ist ein schwacher Trost, da die Betreuung durch einen Bankberater dadurch nicht ersetzt wird. Außerdem können an der Supermarktkasse keine Überweisungen getätigt oder Kontostände überprüft werden.

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