Jetzt ist es offiziell: Christoph Wiederkehr (Neos) wechselt von der Wiener Stadtregierung in die Bundespolitik und wird neuer Bildungsminister in der neu formierten Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und Neos. Wer ist dieser Politiker und was erwartet uns unter seiner Leitung?
WIEN/ÖSTERREICH. Die Gespräche über eine mögliche Dreierkoalition bringen einige Überraschungen mit sich. Während die SPÖ das Finanzministerium erhält, übernehmen die Neos das Bildungsministerium. Dies hat erheblichen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte in Wien und geschieht mitten im aktuellen Wahlkampf in der Bundeshauptstadt. Christoph Wiederkehr wurde vor weniger als einer Woche als Spitzenkandidat von Neos für die Wien-Wahl im April nominiert, doch die Entwicklungen haben ihn nun in die Bundespolitik katapultiert.
Wiederkehr, 34 Jahre alt, ist nicht nur Bildungsstadtrat, sondern auch zweiter Vizebürgermeister von Wien. Bereits seit Januar galt er in den ersten Koalitionsgesprächen als potenzieller Bildungsminister. Der plötzliche Wechsel ins Ministerium kommt jedoch für viele überraschend.
Von Salzburg über Wien bis nach Berlin
Christoph Wiederkehr ist in Salzburg geboren und hat ungarische und französische Wurzeln, was ihm neben der österreichischen auch die französische Staatsbürgerschaft einbrachte. Seine akademische Ausbildung erfolgte an der Universität Wien, am Sciences Po in Paris und an der Australian National University. Hier erwarb er nicht nur einen Masterabschluss in Rechts- und Politikwissenschaften, sondern sammelte auch praktische Erfahrungen am Verfassungsgerichtshof sowie an der österreichischen Botschaft in Canberra.
Seit 2013 engagiert sich Wiederkehr bei den Neos, wo er bereits früh Führungsverantwortung übernahm. 2015 wurde er zum Vereinsobmann der Jugendorganisation Junos gewählt und war von 2015 bis 2020 Abgeordneter im Wiener Landtag und Gemeinderat. Nach dem Wechsel von Beate Meinl-Reisinger in die Bundespolitik übernahm er den Vorsitz des Neos-Rathausklubs.
Aufstieg und Herausforderungen in der Bildungspolitik
Mit der Wahl als Spitzenkandidat bei der Gemeinderatswahl 2020 führte Wiederkehr die Neos in die erste Regierungsbeteiligung auf Landesebene. Als Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz hat er sich insbesondere in der Bildungspolitik profiliert. Projekte wie die „Mutmillion“ und das wienweite Jugendparlament sind aus seiner Amtszeit in guter Erinnerung geblieben. Dennoch sieht er sich auch anhaltender Kritik gegenüber: oppositionelle Stimmen aus der ÖVP und FPÖ werfen ihm Versagen bei der Integration von Kindern mit anderen Muttersprachen vor.
Wahlkampf-Drahtseilakt für die Neos
Wiederkehrs Wechsel in die Bundespolitik hat erhebliche Auswirkungen auf den aktuellen Wahlkampf der Neos. Nach der Annahme des Ministerpostens muss er sich aus der Wiener Stadtregierung zurückziehen. Seine Nachfolge als Vizebürgermeister wird von Bettina Emmerling übernommen, was noch formal durch den Gemeinderat bestätigt werden muss.
Die Frage bleibt, wie sich die Koalition zwischen SPÖ und Neos ohne Wiederkehr entwickeln wird. Es wird spekuliert, dass trotz seines Weggangs die Rot-Pink-Koalition fortgesetzt werden könnte, insbesondere, da Wiederkehr einer der Architekten dieser politischen Partnerschaft ist. Wien steht vor einem interessanten politischen Szenario, da auch neue Koalitionsoptionen, wie eine Zusammenarbeit mit der ÖVP oder den Grünen, nicht ausgeschlossen sind.
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