Business-Lunch: Verena Ulrich diskutiert Inklusion als wirtschaftliche Chance


Die Themen Integration und Inklusion sind nicht nur Anliegen von Unternehmen, sondern beschäftigen auch zunehmend Gemeinden und Vereine. Mit „dieWIRcity“ haben Verena Ulrich und zwei Mitstreiterinnen ein Beratungsunternehmen gegründet, das in diesem Bereich aktiv wird.

GRAZ. „dieWIRcity“ ist ein Sozialunternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Gemeinden und Firmen in Fragen der Integration und des Umgangs mit Menschen mit Migrationshintergrund zu beraten. Beim Business-Lunch im Restaurant Ya Habibi erläutert Ulrich im Gespräch mit MeinBezirk-Redakteur Andreas Strick, welche Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Integration wesentlich sind und warum sie den Begriff Inklusion bevorzugt.

  • Wie kam es zur Idee von „dieWIRcity“?

Verena Ulrich: Die Inspiration kam schon früh, als ich im Alter von 15 Jahren ein Auslandsjahr in der Türkei absolvierte und mit zahlreichen negativen Vorurteilen konfrontiert wurde. Dieses Erlebnis hat mich tiefgründig zum Nachdenken angeregt. Es wurde mir klar, dass unsere Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn wir uns von falschen und verzerrten Bildern lösen, die zu sozialem Verhalten führen.

Ich habe in den Niederlanden „International Studies“ mit einer Spezialisierung auf den Nahen Osten studiert. Mein Masterstudium drehte sich um „Governance of Migration and Diversity“, ein Thema, das ich aus Sicht der öffentlichen Verwaltung erforschte.

Die erste Idee zu ihrer Firma entstand bei Ulrich im Zuge eines Auslandsjahres in der Türkei. | Foto: Zemasch
  • Wann wurde aus Ihrer Idee ein greifbares Projekt?

Anfänglich arbeitete ich als Trainerin und Beraterin, doch der Wunsch, ein Sozialunternehmen zu gründen, blieb. Ich wollte eine Plattform schaffen, die Gemeinden und Unternehmen zur Seite steht. Der Aspekt der Begegnung ist entscheidend, insbesondere auf lokaler Ebene. Um die Herausforderungen bewältigen zu können, wusste ich, dass ich Mitstreiter benötige. So kam ich mit Lisa Krahn und Carla Stepanik zusammen, die sich bereits in der Erwachsenenbildung engagieren und das Ziel haben, Menschen aus verschiedenen Hintergründen zu unterstützen.

  • Wie gestalten sich Ihre Projekte?

Wir verfolgen einen Multi-Level-Ansatz. Unser Angebot reicht von Impulsvorträgen über Workshops bis hin zu einem aktiven Austausch zwischen Migranten und Einheimischen. Oft wird über Migranten gesprochen, anstatt mit ihnen zu reden. Unser Ziel ist es, als Brückenbauer zu fungieren. Dabei ist es wichtig, sowohl soziale als auch wirtschaftliche Aspekte in den Rahmen der Inklusion einzubeziehen. Nur so kann ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden.

  • Inklusion ist ein langfristiger Prozess…

Absolut. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Angebote eine nachhaltige Wirkung haben. Es geht nicht nur darum, einmalige Veranstaltungen abzuhalten. Wir begleiten die Umsetzung und organisieren Reflexionstreffen, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Aktionsschritte zu erarbeiten.

"dieWIRcity" bietet Beratung, Workshops und Vernetzung für Gemeinden, Unternehmen und Vereine.  | Foto: Zemasch
  • Welche häufigen Herausforderungen sehen Sie?

Gemeinden stehen oft vor der Frage, wie sie neu zugezogene Personen wirtschaftlich und sozial integrieren können. Gute Deutschkurse und ein Ort für praktische Konversation sind oft essenziell. In Graz arbeite ich zum Beispiel mit dem Projekt „gemma!“, wo wir ein Erzähl-Café führen, das so beliebt ist, dass wir es bereits zweimal pro Woche anbieten müssen.

  • Wie steht es um die Unternehmen?

Hier ist oft das Ziel der Diversität, Teams und Partner diverser zu gestalten. Es ist wichtig, freie Perspektiven einzubeziehen, da dies die Innovationskraft stärkt. Gleichzeitig ist die Homogenität in vielen Firmen problematisch, was eine Diversifizierung erschwert.

  • Wie sehen Sie die momentane Situation der Migration in Österreich?

Es ist bedauerlich zu beobachten, wie sich die Stimmung in der Zivilgesellschaft sowie bei Entscheidungsträgern entwickelt hat. Ich glaube, dass ein unaufgeregter, aber realistischer Ansatz zu Migration notwendig ist, denn diese Realität müssen wir akzeptieren und konstruktiv angehen.

Inklusion ist für Verena Ulrich ein wichtiger Begriff, da er zeigt, dass auch das System inklusiv sein muss. | Foto: Zemasch
  • Inklusion statt Integration – was sind die Unterschiede?

Inklusion ist ein umfassenderer Begriff als Integration, da er das gesamte System mit einbezieht. Während Integration oft bedeutet, dass Migranten sich anpassen müssen, stellt Inklusion sicher, dass das System die Bedingungen schafft, die eine wirklich effektive Eingliederung ermöglichen.

Zur Person: Verena Ulrich

Ursprünglich aus Graz, hat Ulrich nach Studienaufenthalten in den Niederlanden und Ägypten ihr Engagement hier lokal verankert. Ihr Einsatz gegen Rassismus und Ungerechtigkeit treibt sie an, aktiv zur Schaffung einer gerechteren und vielfältigeren Gesellschaft beizutragen.

Gespeist haben MeinBezirk-Redakteur Andreas Strick und "dieWIRcity"-Gründerin Verena Ulrich im Ya Habibi von Abdellatif Eddaoudi (v. l.). | Foto: Zemasch

Marokkanisch entdecken im Ya Habibi

Adresse: Keesgasse 5, 8010 Graz
Tel.: 0681/81 69 6102
Web: www.yahabibi-restaurant.at
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11.30–15 Uhr & 17–22.30 Uhr; Samstag 16–22.30 Uhr

Beschreibung: Chef Abdellatif Eddaoudi führt das marokkanische Restaurant Ya Habibi seit drei Jahren und serviert traditionelle nordafrikanische Küche, sowohl mit Fleisch als auch vegetarisch und vegan. Die Speisekarte bietet zudem eine Auswahl an Vorspeisen, Suppen und hausgemachten Limonaden.

Das sagt MeinBezirk: Die marokkanische Küche überzeugt in all ihren Variationen, und das verlockende Angebot reicht vom vegetarischen Couscous bis hin zur Tajine. Unser Tipp: Vergessen Sie nicht, auch die hausgemachten Limonaden zu probieren!

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