Die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame in Paris: Alles, was Sie wissen müssen!


„Der Schock der Wiedereröffnung wird genau so groß sein wie der des Brandes“, erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einem Vorab-Besuch, in dem er den Handwerkern seinen Dank aussprach. Er meinte: „Sie haben geschafft, was viele für unmöglich hielten“. Im Jahr 2019 hatte Macron versprochen, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen – und zwar „schöner als vorher“.

Viele betrachteten es als übertrieben, so von einem Meisterwerk der Gotik zu sprechen, dessen herabstürzender Spitzturm ein Loch in die Kuppel über der Vierung gerissen hatte. Außerdem war die gesamte Umgebung nach dem Brand mit giftigem Bleistaub bedeckt, der mühevoll entfernt werden musste.

Es war vielleicht eine Mischung aus Größenwahn und politischem Instinkt – doch Macron behielt Recht. „Sie haben der Welt bewiesen, dass nichts der Kühnheit, dem Willen und der Entschlossenheit widersteht“, sagte er an die am Wiederaufbau Beteiligten gerichtet.

Ein Grund, warum Notre-Dame zu den wenigen Baustellen in Paris gehört, die im Zeitplan bleiben, ist nicht nur Macrons Wille, sondern auch die beispiellose Spendenbereitschaft, die durch die dramatischen Bilder der brennenden Kirche am 15. April 2019 ausgelöst wurde.

  • Spendenhöhe: Etwa 846 Millionen Euro
  • Verbleibende Summe für Restaurierung: Über 140 Millionen Euro
  • Verwendung der verbleibenden Summe: Restaurierung der Apsis und der Strebepfeiler

In Frankreich ist die Trennung von Staat und Religion strenger als anderswo, aber auch enger verbunden, da der Staat Eigentümer aller Kirchen ist, die vor 1905 gebaut wurden. Dies erklärt auch Macrons Rolle als oberster Bauherr von Notre-Dame.

Der Präsident hätte gerne seinen Einfluss auf die Kathedrale geltend gemacht, möglicherweise durch einen zeitgenössischen Spitzturm. Sein Wunsch wurde jedoch durch die Charta von Venedig, die einen originalgetreuen Wiederaufbau nach Unglücken fordert, verhindert. Dennoch setzte Macron durch, dass ein Teil der Fenster aus dem 19. Jahrhundert durch zeitgenössische Werke ersetzt wird, unter anderem mit dem Konzeptkünstler Daniel Buren im Gespräch.

Ein kontroverser Vorschlag von Kulturministerin Rachida Dati, künftig Eintritt zu erheben, wurde von Erzbischof Laurent Ulrich abgewehrt, der betonte, dass Notre-Dame weiterhin „alle mit offenen Armen“ empfangen wolle. Um den Besucherstrom zu regeln, wird ab Samstag eine Online-Anmeldung für bestimmte Zeitfenster möglich sein, wobei jährlich mit bis zu 15 Millionen Besuchern gerechnet wird.

Besucher von Notre-Dame vor dem Brand werden die Kathedrale kaum wiedererkennen: Der helle Kalkstein wurde von Jahrhunderten altem Ruß und Schmutz befreit. Licht strömt durch die gereinigten Fenster, von denen vier in einer Kölner Dombauhütte restauriert wurden, und bringt die frischen Farben und das Blattgold der Wandmalereien zum Strahlen. Auch die 2.300 Statuen erstrahlen in neuem Glanz.

Zur Eröffnungsfeier am Samstag haben sich der designierte US-Präsident Donald Trump und etwa 50 Staats- und Regierungschefs angesagt, darunter auch Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Macron wird auf dem Vorplatz der Kirche eine Ansprache halten. Danach wird der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich mit dem Bischofsstab an die Tür klopfen und feierlich in die Kirche einziehen, wo er die Orgel nach einem katholischen Ritus „aufwecken“ und weihen wird. Anschließend sollen die Lobgesänge „Magnificat“ und „Te Deum“ angestimmt werden.

Am Sonntag feiert der Erzbischof die erste Messe in der restaurierten Kathedrale, bei der auch der neue Bronze-Altar geweiht werden soll. Es werden etwa 170 Bischöfe aus Frankreich und anderen Ländern und mehr als 100 Priester aus den Pariser Pfarreien erwartet. Im Anschluss ist ein Festmahl für Bedürftige geplant.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Wiederaufbau von Notre-Dame nicht nur ein bedeutendes kulturelles Ereignis ist, sondern auch ein Symbol für den Zusammenhalt und den Wille der Menschen darstellt. Die Wiedereröffnung bringt sowohl Stolz als auch neue Herausforderungen mit sich.

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