Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) hat Berichte über „Brände auf beiden Schiffen“ bestätigt. Auf Bildern, die im britischen Fernsehen ausgestrahlt wurden, sind dichte schwarze Rauchwolken und Flammen am Unglücksort zu sehen, der etwa 16 Kilometer vor der Küste liegt.
Der Zusammenstoß ereignete sich am frühen Morgen nahe der Hafenstadt Hull in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire. Für die großangelegte Rettungsaktion wurden mehrere Ressourcen mobilisiert, darunter:
- Ein Hubschrauber der Küstenwache
- Ein Überwachungsflugzeug
- Rettungsboote aus vier Städten
- Weitere Schiffe aus der Umgebung
Hafenmeister Boyers berichtete von 32 Verletzten, während der örtliche Parlamentsabgeordnete Graham Stuart auf der Plattform X angab, dass 37 Personen verletzt worden seien.
Der Eigentümer des Frachtschiffs „Solong“ (die deutsche Reederei Ernst Russ) hat das Fehlen eines Besatzungsmitglieds gemeldet. Die restlichen 13 Crewmitglieder seien sicher an Land gebracht worden. Die Suche nach dem Vermissten läuft weiterhin, während beide Schiffe durch die Kollision und das ausgelöste Feuer stark beschädigt wurden.
Der Betreiber des Öltankers „Stena Immaculate“ berichtete von „zahlreichen Explosionen“, die zur Evakuierung der Crew führten. Laut dem US-Schifffahrtsunternehmen Crowley, mit Sitz in Florida, wurde auch ein Kerosintank im Schiff beschädigt. „Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen über einen Ölaustritt“, hieß es weiter.
Der Öltanker befand sich beim Zusammenstoß vor der Nordseeküste nahe Hull, als er von dem Containerschiff gerammt wurde. Unmittelbar nach dem Unglück wurde der für solche Fälle eingerichtete Notfallplan aktiviert. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Behörden werden Maßnahmen ergriffen, um das Feuer einzudämmen und das Schiff zu sichern.
Die schwedische Reederei Stena Bulk, Eigentümerin des „Stena Immaculate“, teilte mit, dass alle Besatzungsmitglieder wohlauf sind. Laut Meldungen der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland und war zuvor vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden, das zivile Schiffe für den Transport im Auftrag des Verteidigungsministeriums betreibt.
Laut der britischen Küstenwache ist es „wahrscheinlich“, dass das Unglück zu einer Verschmutzung der Meere führen könnte. Die auf Seetransporte spezialisierte Webseite Lloyd’s List Intelligence hat berichtet, dass das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol sowie 15 Behälter mit Natriumzyanid an Bord hatte.
Die Umweltorganisation Greenpeace äußerte große Besorgnis über die Situation. Paul Johnston, ein Wissenschaftler der Organisation, erklärte: „Wir sind extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten.“ Es wurde festgestellt, dass Kerosin in einem Rastplatz für Schweinswale ins Wasser gelangte, was die Sorge um die lokale Fauna verstärkt.
Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander zeigte sich alarmiert und bleibt mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, um die Situation weiter zu verfolgen. Ein Sprecher von Premierminister Keir Starmer bezeichnete die Lage als „äußerst besorgniserregend“. Das deutsche Havariekommando hat ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug entsandt, um die britische Küstenwache zu unterstützen.
In den letzten zehn Jahren kam es in der Nordsee mehrfach zu Schiffsunfällen. Zuletzt ereignete sich im Oktober 2023 ein tödlicher Zusammenstoß zwischen zwei Frachtschiffen vor der Insel Helgoland, bei dem drei Menschen starben und zwei weitere als vermisst gelten. Zudem sank die „Flinterstar“ im Jahr 2015 nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker vor der belgischen Küste, wobei über 500 Tonnen Öl und Diesel ins Meer gelangten.
Insgesamt zeigt dieser Vorfall die Dringlichkeit von Sicherheitsmaßnahmen im Schiffsverkehr und die Notwendigkeit, Umweltrisiken zu minimieren. Es bleibt abzuwarten, wie die Behörden auf die aktuellen Herausforderungen reagieren werden.