Drei Jahre Konflikt: Eine Ukrainerin in Graz zwischen Angst und Hoffnung


Am kommenden Montag jährt sich der Beginn der großangelegten russischen Invasion in die Ukraine zum dritten Mal. In einem Gespräch mit Halyna Iskiv vom Zentrum für Österreichisch-Ukrainische Kulturwissenschaften reflektiert sie über die vergangenen drei Jahre, die aktuelle Situation und die Erwartungen an die internationale Gemeinschaft.

GRAZ/STEIERMARK. Seit dem 24. Februar 2022 ist der Alltag von Halyna Iskiv geprägt von ständiger Sorge um ihre Heimat. „In den letzten drei Jahren steht man morgens auf und schaut sofort auf die Nachrichten aus der Ukraine, wo und wann eine Drohne, eine Rakete geflogen ist“, berichtet sie. Der Konflikt hat nicht nur das Leben in der Ukraine nachhaltig beeinflusst, sondern auch in vielen europäischen Ländern, einschließlich Österreich, die große Flüchtlingswelle ausgelöst hat. Rund 15.000 Geflüchtete sind in die Steiermark gekommen. Die täglichen Berichte über Zerstörung und Leid belasten sie schwer. „Man hofft jeden Tag, dass es zu einem gerechten Ende kommt und die Verantwortlichen, nämlich die Russische Föderation, zur Verantwortung gezogen werden“, fügt Iskiv hinzu. Ihre persönliche Verbindung zur Region reicht zurück bis zu ihrem Au-pair-Aufenthalt in der Oststeiermark im Jahr 2007; seit 2009 lebt die gebürtige Ukrainerin in Graz.

Am 24. Februar jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine. Zu Beginn und auch heute noch wurde und wird vielerorts demonstriert, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen | Foto: MeinBezirk.at

Große Unsicherheit um Trump und USA

In der aktuellen geopolitischen Lage sorgen sich Iskiv und viele ihrer Landsleute auch aufgrund politischer Statements aus den USA, besonders solche von Donald Trump, der sich wiederholt pro-russisch äußert. Diese Äußerungen sind für Iskiv schwer nachvollziehbar: „Ich denke in diesen Tagen oft an die Massengräber in Mariupol, an die verbrannten Autos im Oblast Kyjiw, an die von Russland ermordeten und entführten Kinder. Ich frage mich: Wie ist das möglich? Der Aggressor ermordet Tausende und bleibt ungestraft.“ Solche Äußerungen machen seine Landsleute zusätzlich besorgt über den internationalen politischen Kurs, der sich direkt auf die Ukraine und den Verlauf des Konflikts auswirken kann.

Die Friedensaktivistin hofft, wie all ihre Landsfrauen und -männer auf ein Ende des Krieges. | Foto: Privat

Die Emotionen innerhalb der ukrainischen Community schwanken zwischen Verzweiflung und Hoffnung. „Die Nachrichten sind ständig schockierend, und jede kleine positive Meldung gibt uns neue Kraft“, sagt Iskiv. Diese emotionalen Achterbahnfahrten sind jedoch durch einen festen Glauben an einen gerechten Frieden geprägt, der auch von vielen Unterstützern in Europa geteilt wird.

Kritik am Netrebko-Gastspiel in Graz

Ein besonderes Anliegen ist Iskiv die Haltung Österreichs gegenüber Russland. Kritisch sieht sie das kürzliche Gastspiel der russischen Sopranistin Anna Netrebko in Graz: „Warum hat man nicht ukrainische Opernsängerinnen eingeladen, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen?“ Iskiv fordert eine Erweiterung der Sanktionsliste gegen Russland und betont die Notwendigkeit, Nachbarländer Russlands einzubeziehen, um Umgehungsgeschäfte zu verhindern. Die österreichische Haltung in dieser Frage wird zunehmend hinterfragt, insbesondere in Anbetracht der dramatischen Umstände in der Ukraine.

Am Montag findet um 18 Uhr eine großangelegte Kundgebung am Grazer Hauptplatz statt. Anlässlich dieser appelliert Iskiv: „Die Ukraine weiter unterstützen. Spenden für Hilfsorganisationen, Medikamente, Lebensmittel und sichere Unterkünfte sind dringend nötig.“ Sie warnte davor, die Verbrechen Russlands in der Ukraine in Vergessenheit geraten zu lassen und ruft zum Widerstand gegen die verstärkte russische Propaganda auf. „Die Ukrainerinnen und Ukrainer kämpfen seit drei Jahren für ihr Volk und für die demokratischen Werte Europas. Unsere Aufgabe hier in Europa ist es, die Ukraine zu unterstützen, denn sie kämpfen auch für uns.“

Das könnte dich auch noch interessieren:

Große Protestaktion zum dritten Jahrestag des Ukrainekrieges

Menschenrettung bei Zimmerbrand in Graz-Gries

34-Jährige durch Rottweiler schwer verletzt



Source link

Beitrag teilen