Erster Universeller Test zur Erkennung von Arbeitssucht – Sind Sie betroffen?


„Trotz der bedeutenden Fortschritte in der wissenschaftlichen Erforschung der Arbeitssucht im vergangenen Jahrzehnt steht dieser Forschungsbereich noch immer vor einer grundlegenden Herausforderung: der Notwendigkeit des Schaffens eines zuverlässigen Messinstruments, das kulturübergreifende Gültigkeit besitzt und somit weltweite Studien zu diesem Phänomen ermöglicht“, so Edyta Charzynska vom Institut für Psychologie der Universität Kattowitz (Katowice) in Polen und ihre Co-Autoren, darunter Bettina Kubicek von der Universität Graz, in einer aktuellen Veröffentlichung im Journal of Behavioral Addictions (doi: 10.1556/2006.2025.00005).

Der Kontext der Studie ist entscheidend, um das Phänomen der Arbeitssucht besser zu verstehen. Psychologische Probleme wie Arbeitssucht benötigen messbare, valide Instrumente, um Betroffene zu identifizieren und deren Probleme zu bewerten. Hierbei sind vor allem Erwerbstätige betroffen, wobei sich die kulturellen Unterschiede der Arbeitswelt international stark auswirken. Ein Test zur Durchführung internationaler Vergleichsstudien sollte daher die kulturellen und sprachlichen Grenzen überwinden. Folgende Punkte sind dabei wichtig:

  • **Kulturelle Unterschiede**: Die Arbeitskultur variiert weltweit und beeinflusst, wie Arbeitssucht wahrgenommen und erlebt wird.
  • **Notwendigkeit eines Messinstruments**: Wissenschaftler und Kliniker benötigen klare, leicht anwendbare Instrumente für internationale Studien zur Arbeitssucht.
  • **Globale Relevanz**: Anzeichen von Arbeitssucht sind nicht auf bestimmte Regionen beschränkt, was eine internationale Betrachtung erforderlich macht.

Die Forscher entwickelten aus einem ursprünglichen Katalog mit 16 Fragen, der für die Suchtforschung konzipiert wurde, die Internationale Arbeitssucht-Skala (IWAS). Diese wurde in einer breit angelegten Studie mit 31.352 Arbeitnehmern aus 85 verschiedenen Kulturen und auf sechs Kontinenten getestet. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 39,24 Jahre. Die Skala wurde auf die zwei Varianten IWAS-7 (sieben Fragen) und IWAS-5 (fünf Fragen) reduziert. Wichtig zu beachten ist, dass die sieben Fragen für 81 Kulturen valide Ergebnisse lieferten, während die fünfteilige Skala bei allen Gruppen überzeugte.

„Die IWAS ist eine valide, verlässliche und kurze Screening-Skala, die in verschiedenen Kulturen und Sprachen eingesetzt werden kann und vergleichbare Ergebnisse liefert“, berichteten die Wissenschaftler. Die Genauigkeit der Studienmethodik liegt bei beeindruckenden 96 Prozent. Besonders in klinischen und organisatorischen Settings wird die IWAS-5 empfohlen, da sie mit weniger Fragen ein präzises Bild der Arbeitssucht zeichnet.

Der Test sieht folgendermaßen aus: Die Befragten sollen die Fragen auf einer Punkteskala von 1 bis 5 beantworten (1 = „nie“, 2 = „selten“, 3 = „manchmal“, 4 = „oft“, 5 = „immer“). Hier sind einige der Schlüsselfragen:

  • War es Ihnen unmöglich aufzuhören, an die Arbeit zu denken (z.B. Gedanken an die Arbeit in der Freizeit, im Urlaub oder in der Nacht)?
  • Haben Sie gearbeitet, um Gefühle von Schuld, Angst, Hilflosigkeit oder depressive Gefühle zu verringern?
  • Haben Sie bereits versucht, Ihr Arbeitspensum zu reduzieren und sind daran gescheitert?
  • Haben Sie andere Dinge wie Familie oder Hobbys zugunsten Ihrer Arbeit vernachlässigt?
  • Haben Sie so viel gearbeitet, dass es negative Auswirkungen auf Ihre Gesundheit hatte?

Die Umfrage unter den über 31.000 Probanden brachte bemerkenswerte Ergebnisse: Laut dem fünfteiligen Fragebogen hatten 40 Prozent der Erwerbstätigen ein niedriges Risiko für Arbeitssucht, während 40,9 Prozent eine mittlere Gefährdung aufwiesen. Besonders alarmierend ist, dass 19,1 Prozent der Befragten ein hohes Risiko für Arbeitssucht hatten. Durchschnittliche Punktzahlen betrugen 8,32 (leicht), 14,6 (mittel) und 19,2 (hoch).

Zusammenfassend zeigt diese umfassende Studie die Notwendigkeit und Relevanz eines globalen Ansatzes zur Erfassung von Arbeitssucht auf. Mit der IWAS steht ein wertvolles Instrument zur Verfügung, das die Forschung und klinische Praxis grundlegend bereichern kann. Die weitergehende Erforschung dieses Phänomens wird entscheidend sein, um präventive und therapeutische Maßnahmen zu entwickeln.

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