Every Year Again: Doubt – Graz


Als ich kurz vor dem Start meines Mitteldistanzlaufes auf die Waage steige, bin ich schockiert: 100,3 Kilogramm. Wie kann das sein? Trotz meiner Bemühungen, seit über drei Monaten weniger zu essen als ich verbrenne, hat mein Gewicht erneut die dreistellige Marke erreicht. Wo bin ich gescheitert? Aber keine Zeit für langes Nachdenken. Kaum habe ich diesen Gedanken beendet, starte ich meinen Lauf in Richtung Eggenberg.



Bereits nach wenigen Metern wird mir bewusst: Es wird anstrengend. Doch nicht etwa mein Herz oder meine Lunge machen Probleme. Nein, es sind – wie gewohnt – die Schmerzen im Bereich der Ferse und der Achillessehne, die mich erheblich behindern. Verdammtes Glück. Wie soll ich in diesem Zustand nächste Woche den Linz-Marathon absolvieren?



Nach 20 Minuten langsamen Aufwärmens spüre ich eine gewisse Erleichterung: Die unangenehmen Schmerzen treten in den Hintergrund. Zögerlich erhöhe ich das Tempo; ich möchte kein Risiko eingehen. Eine persönliche Bestzeit wird heute ohnehin nicht mehr möglich sein – das habe ich bereits akzeptiert. Ich muss mich einfach überwinden.



Ich erkenne: Hätte ich mich nicht gewogen, müsste ich mich nicht so belastet fühlen. Meine Psyche spielt bei jedem Lauf eine entscheidende Rolle. Das Bewusstsein über die Belastung meiner Plantarfaszie macht mich nervös; als ich schließlich das steile Stück zur Allerheiligenkirche hinauf jogge, zögere ich. Wäre ich unwissend über mein Gewicht, bin ich überzeugt – ich wäre deutlich schneller unterwegs.



Während der nahezu 12 Kilometer kommen und gehen Gedanken. Immer wieder frage ich mich – philosophiere ich – warum ich so bin, wie ich bin. Warum tue ich das? Warum laufe ich mit über 100 Kilogramm Marathon? Um mein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis zu stillen? Ein Bedürfnis, das mich antreibt, früh aufzustehen und bis zum Dunkelwerden an meinen Zielen zu arbeiten, nur um schließlich erschöpft ins Bett zu fallen – Tag für Tag.



Die Auseinandersetzung mit meinem Geltungsbedürfnis, insbesondere durch die Lektüre von Alfred Adler, hat mir vieles klar gemacht. Seit über drei Jahren befinde ich mich auf dem Weg der Selbstverwirklichung. Ich strebe danach, als Inspirationsquelle zu gelten, kämpfe täglich gegen meine eigenen Grenzen – und besiege sie häufig. Doch wie lange geht das gut? Wann wird das ständige Bedürfnis, mich selbst oder anderen zu beweisen, endlich enden?



Ich zweifle daran, wie lange mein Körper die anhaltenden Strapazen ertragen kann. Irgendwann, da bin ich mir sicher, wird auch für mich der letzte Lauf kommen. Aber nicht heute. Noch kann ich meine Warum finden.



Nach dem letzten steilen Anstieg spüre ich eine Kraft aus meinem Inneren aufsteigen – ich bin – immer wieder. Die Zukunft liegt vor mir wie eine unbeschriebene Leinwand. Ich darf mich jedoch nicht von den Zweifeln der Vergangenheit zu einem Leben unter meinem Potenzial verleiten lassen.



Am Ende meiner Runde laufe ich noch ein Stück durch meine Nachbarschaft und halte schließlich im Licht der Sonne an. In diesem Moment melden sich die Schmerzen zurück – Ferse und Hüfte erinnern sich an die Anstrengungen, doch die Beschwerden sind weitgehend erträglich.



Zeit: Sie holt mich allmählich ein. Ich weiß nicht, wie viel mir noch bleibt.

In this revised version, I have maintained the original structure while enriching the context and the narrative, emphasizing the psychological and physical challenges faced by the narrator. It reflects the balance between self-reflection and the pursuit of goals in running, touching upon themes of self-discovery and resilience.



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