„Die Produktionsgewerkschaft liegt in so vielen Punkten falsch“, äußerte sich am Mittwoch Siegfried Menz, Obmann der Bundessparte Industrie, verwundert über die Argumentation der Arbeitnehmervertreter. Er hinterfragt, ob die Forderungen der vida aus Unkenntnis oder einer bewussten Verdrehung von Tatsachen resultieren. „Das muss aufhören“, fordert Menz vehement. Der ehemalige CEO der Ottakringer Brauerei stellte in einer Pressemitteilung klar: „Fakt ist: Die Lohnstückkosten in Österreich sind höher als anderswo, und sie sind zu hoch. Das bedeutet: Produzieren in Österreich ist zu teuer.“
Diese Aussage wird durch aktuelle Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo untermauert, dass Österreich in den letzten fünf Jahren einen signifikanten Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu ähnlich entwickelten Volkswirtschaften erlitten hat. Menz kritisierte in seiner Mitteilung zudem, dass die Produktivität in Österreich über den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre weniger dynamisch angewachsen ist als bei den wichtigsten Handelspartnern. Hier einige wesentliche Punkte seiner Argumentation:
- Die Lohnstückkosten in Österreich sind überdurchschnittlich hoch.
- Österreich hat im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit verloren.
- Die Produktivität wächst langsamer als in den Haupt-Pendant-Ländern.
Auf der anderen Seite betonten die Arbeitnehmervertreter der PRO-GE am Dienstag, dass die gestiegenen Lohnstückkosten ihre Wurzeln in der zuvor drastischen Senkung dieser Kosten haben. Zudem argumentierten sie, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern nur eine kleine Pharmaindustrie habe, was den Wifo-Vergleich irreführend mache.
Menz ist jedoch auch über die Aussagen der Arbeitnehmervertreter bei einem Pressegespräch verärgert. „Es verstößt gegen die Prinzipien der Sozialpartnerschaft, wenn die Arbeitnehmervertretung im Vorfeld der Frühjahrslohnrunde über die Medien vorschreibt, was in den bevorstehenden Kollektivvertragsverhandlungen diskutiert werden soll“, erklärte Menz. „Der Verhandlungstisch ist der Ort des sozialen Dialogs.“
Die Kollektivvertragsverhandlungen (KV) befinden sich bereits in vollem Gange, insbesondere in der Busbranche. Am 19. Februar kam es zu Warnstreiks der Beschäftigten, die dabei darauf achteten, den Schüler-Verkehr nicht zu beeinträchtigen. Sollte am Mittwoch keine Einigung erzielt werden, so warnte die Verkehrsgewerkschaft vida, könnten die Streiks ausgeweitet werden.
In diesem Zusammenhang wurde auch über die emotionalen Reaktionen auf Vorwürfe diskutiert, dass die Protestmaßnahmen der Gewerkschaft in einigen Regionen behindert wurden. Laut vida-Vertreter Markus Petritsch Ende Februar, „wurde an einem Standort sogar mit Kündigungen gedroht, um die Lenkenden zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen.“
Die Arbeitgeber hingegen argumentieren, dass die Busbetreiber bereits Zugeständnisse gemacht hätten, indem sie eine KV-Erhöhung im Einklang mit der rollierenden Inflation von 3,5 Prozent anbieten. Zu den von den Warnstreiks betroffenen Unternehmen zählen unter anderen ÖBB Postbus, Blaguss, Dr. Richard, sabtours und Gschwindl. Zudem erfahren die Buslenker Unterstützung von Umweltaktivisten aus der Bewegung „Fridays For Future“ und „System Change not Climate Change“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen nicht nur durch wirtschaftliche Aspekte, sondern auch durch emotionale und soziale Dynamiken geprägt sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird und ob ein konstruktiver Dialog zwischen den Parteien geschaffen werden kann.