Die Situation in der Grazer Innenstadt ist besorgniserregend. Laut aktuellen Analysen stieg der Anteil an leerstehenden Geschäftsflächen im Jahr 2024 auf über fünf Prozent. Besonders betroffen sind die stark frequentierten Gegenden rund um die Herrengasse und den Hauptplatz, wo der Anstieg besonders auffällt.
GRAZ. Der Einzelhandel in Graz sieht sich einem zunehmend herausfordernden Umfeld gegenüber. Dies belegt die aktuelle Lernstandsanalyse der Beratungsgesellschaft „Standort + Markt“. Die Grazer Innenstadt bleibt zwar ein wichtiges Handelszentrum, dennoch hat die Zahl der leerstehenden Geschäfte im Jahr 2024 im Vergleich zu den Vorjahren signifikant zugenommen und überschreitet erstmals die Marke von fünf Prozent. Diese Entwicklung wirft Fragen zur kommerziellen Vitalität des Stadtzentrums auf.

Stadtkern stärker betroffen
Die Grazer Innenstadt umfasst insgesamt 169.100 Quadratmeter Verkaufsfläche, von denen derzeit 5,1 Prozent ungenutzt sind. Besonders betroffen ist die sogenannte „A-Lage“, die sich über die Herrengasse, den Hauptplatz und angrenzende Straßen erstreckt; hier liegt die Leerstandsquote bei alarmierenden 5,5 Prozent. Die Fluktuationsrate im Einzelhandel beträgt 11,7 Prozent, in der zentralen Lage sogar 13,5 Prozent, was darauf hinweist, dass viele Unternehmen ihre Standorte aufgeben oder verlagern müssen. Während die Gesamtverkaufsfläche insgesamt stabil blieb, gibt es branchenspezifische Rückgänge:
- Bekleidung: Rückgang um 1.000 m², trotz Zuwachs in der A-Lage (+1.200 m²)
- Wohnungseinrichtung: Rückgang um 1.000 m², in der A-Lage sogar um 1.800 m²
- Spielwaren und Deko: Rückgang um 3.000 m², in der A-Lage -2.600 m²
Die durchschnittliche Geschäftsfläche beträgt in der Innenstadt 178 m², in der „A-Lage“ jedoch sogar 306 m². Der Anteil der Filialen großer Ketten im Stadtbild liegt bei 27,6 Prozent, wobei dieser in der A-Lage sogar auf 54,2 Prozent ansteigt, was die Dominanz dieser Ketten verdeutlicht. Trotz der Herausforderungen bleibt der Einzelhandel ein essenzieller Wirtschaftsfaktor mit 951 Geschäften in der Innenstadt.
Kritik an Stadtregierung
Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP) äußert sich besorgt über die Zahlen: „Ich warne bereits seit Längerem vor einer negativen Entwicklung in der Innenstadt – nun haben wir es leider schwarz auf weiß. Vor allem die hohe Leerstandsquote in der A-Lage sollte uns alarmieren.“ Riegler richtet auch Kritik an die Grazer Koalition: „Es gab bisher keine Bereitschaft von Bürgermeisterin Kahr und den Grünen, der Innenstadtwirtschaft zu helfen und finanzielle Mittel bereitzustellen. Alle unsere Vorschläge wurden bisher abgelehnt. Hoffentlich ist dies jetzt ein Weckruf!“
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