Interview: Bezirkschef Figl strebt nach einer „lebendigen Inneren Stadt“


Ein weiteres aufregendes Jahr steht der Wiener City bevor. Projekte wie die geschützte Innere Stadt könnten endlich umgesetzt werden, und auch am Schwedenplatz sind Entwicklungen zu erwarten. Was genau geplant ist, verrät Bezirkschef Figl im Interview mit MeinBezirk.

WIEN/INNERE STADT. Wien-Wahlen, mögliche Verkehrsentlastungen und Veränderungen am Schwedenplatz: 2025 könnte sich als spannendes Jahr für die Innere Stadt erweisen. Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) betont dabei stetig die Notwendigkeit einer „lebensfreundlichen Inneren Stadt“.

Wie er diese erhalten und sogar weiter verbessern möchte, verriet er MeinBezirk im umfangreichen Jahresinterview.

Michaelerplatz als besonderes Highlight

MeinBezirk: Was waren Ihre Highlights und die interessantesten Entwicklungen in diesem Jahr?
MARKUS FIGL: 2024 war ereignisreich. Der Nutzungstruck in der Inneren Stadt ist deutlich zu spüren, jedoch bleibt unser Ziel eine belebte Innere Stadt. Das größte fertiggestellte Projekt ist die Sanierung des Michaelerplatzes. Der ehemalige „Rumpelplatz“ ist nun Geschichte, der Platz ist barrierefrei und lädt zu Aufenthalten ein.

Welche weiteren Projekte wurden erfolgreich umgesetzt?
Wir freuen uns, dass die Umgestaltung der Postgasse begonnen hat. Auch die Dominikanerbastei wird umgestaltet; dort mussten wir allerdings auf den Abschluss der Bauarbeiten an der Alten Post warten. In beiden Straßen werden viele neue Bäume gepflanzt.

Heuer wurde der Michaelerplatz neugestaltet.  | Foto: Maximilian Spitzauer/MeinBezirk

Wie steht es um den Schwedenplatz?
Der Schwedenplatz ist uns sehr wichtig. Ein Architektenwettbewerb fand statt, doch das Siegerprojekt konnte nicht umgesetzt werden, da es Faktoren berücksichtigte, über die die Stadt nicht verfügen kann. Wir benötigen einen Neuanfang. Kleinere Verbesserungen am Morzinplatz wurden bereits durchgeführt, darunter neue Sitzgelegenheiten und ein neuer Straßenbelag. Das Hauptproblem bleibt jedoch die Finanzierung: Die Neugestaltung würde über 20 Millionen Euro kosten, einen Betrag, den der Bezirk mit seinem begrenzten Budget nicht aufbringen kann. Daher sind wir auf finanzielle Unterstützung der Stadt Wien oder des Bundes angewiesen.

Gibt es bereits Pläne für die Umgestaltung des Concordiaplatzes?
Die konkreten Pläne werden schrittweise entwickelt und der Bevölkerung vorgestellt. Partizipation ist uns wichtig; die Menschen sollen die Möglichkeit haben, sich einzubringen.

Problem des Overtourismus

Sie sprechen oft von der „lebendigen Inneren Stadt“. Was bedeutet das für Sie?
Die Innere Stadt ist ein Schmelztiegel – Arbeitnehmer, Unternehmer, Touristen, Studenten und viele mehr verbringen hier ihre Zeit. Unser Ziel ist es, dass die Anwohner dies weiterhin genießen können.

Könnte man von einem „Overtourism-Problem“ in der Inneren Stadt sprechen?
Es gibt Phasen und Orte, an denen die Situation angespannt ist. Wir wollen nicht, dass der Unmut überhandnimmt, wie es in anderen europäischen Städten der Fall ist. Massentourismus hat seine Schattenseiten. Wir streben einen sanften Qualitätstourismus an.

Mobilitätssprecherin Pipal-Leixner (Neos), Universitätsprofessor Forgó, Planungsstadträtin Sima (SPÖ), Bezirksvorsteher Figl (ÖVP) und der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses im Gemeinderat Valentin (SPÖ) (v.l.n.r.) präsentierten erneut das Datenschutzgutachten zur verkehrsberuhigten Inneren Stadt. | Foto: Maximilian Spitzauer / MeinBezirk

Wie steht es um die Verkehrssituation am Ring? Die Verkehrsberuhigung ist bislang gescheitert.
Wir im Bezirk sind bereit. Es scheiterte an der grünen Klimaministerin (Anm.: Leonore Gewessler). Wir hoffen nun auf die neue Bundesregierung. Sobald die Straßenverkehrsordnung geändert wird, können wir die Verkehrsberuhigung umsetzen. Dieser Prozess wird sich jedoch auch Zeit kosten.

Wie steht es um das Weltkulturerbe?

Das Weltkulturerbe liegt Ihnen besonders am Herzen. Wie möchten Sie es schützen?
Wien steht auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes und muss bis Februar eine Stellungnahme an die UNESCO einreichen. Mitte Juli entscheidet man in Bulgarien, ob Wien den Status als Weltkulturerbe beibehält. Es wird gefordert, dass alles unternommen wird, um das Weltkulturerbe zu schützen. Bauvorhaben müssen so gestaltet werden, dass das Weltkulturerbe nicht gefährdet wird. Es gilt eine Balance zwischen dem Erhalt des historischen Charakters der Stadt und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu finden.

UNESCO-Welterbekomitee bestätigt Wien auf der „Roten Liste“

In der Innenstadt finden regelmäßig viele Proteste statt. Wie stehen Sie aktuell dazu?
Meine größte Sorge ist, dass Demonstrationen oft rücksichtslos gegenüber Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Geschäftsleuten ablaufen. Ich denke an Lärmbelästigungen, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch Absperrungen sowie die Behinderung von Geschäftsleuten durch Baugerüste, die die Sicht auf ihre Geschäfte versperren. Demonstrationen sind wichtig, das steht außer Frage, aber sie müssen friedlich und konstruktiv ablaufen und dürfen die Rechte anderer nicht beeinträchtigen. „Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt“ – an diesen einfachen Satz sollten wir uns wirklich erinnern. Dies gilt auch für Demonstrationen.

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Figl plant weitere Amtszeit als Bezirkschef

In Wien stehen heuer Wahlen an. Werden Sie erneut antreten?
Ja, ich werde wieder antreten. Mein Ziel ist es, Bezirksvorsteher zu bleiben.

Figl möchte Bezirkschef bleiben. | Foto: Fabian Franz/MeinBezirk

Gibt es bereits ein zentrales Thema für den Wahlkampf?
Im Wahlkampf will ich meine Pläne für die kommenden Jahre präsentieren. Kontinuität ist essenziell. Der Schwedenplatz, das Strategiekonzept für öffentliche Räume und das Weltkulturerbe sind zentrale Themen.

Wenn Sie das bevorstehende Jahr zusammenfassen müssten, welches Motto würden Sie wählen?
Die belebte Innere Stadt! Wir gestalten die Innere Stadt für ihre Bewohner und verbessern deren Lebensqualität.

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