Ein hochrangiger Hamas-Beamter erklärte am Dienstagabend gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die palästinensische Gruppe auf die Israel vorgelegten Karten warte, die den Rückzug ihrer Streitkräfte aus dem Gazastreifen zeigen. US-Außenminister Antony Blinken betonte, dass nun die Hamas am Zug sei.
Vertreter der Vermittler-Staaten Katar, Ägypten und USA sowie der Kriegsparteien Israel und Hamas berichten, dass eine Einigung in Sicht ist:
- Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, äußerte die Hoffnung, dass ein Abkommen bis Ende dieser Woche zustande kommen könnte.
- Arabische Unterhändler spekulierten auf eine gemeinsame Erklärung von USA, Katar und Ägypten am Mittwoch oder Donnerstag.
- Die Staaten vermitteln zwischen Israel und Hamas, da direkte Verhandlungen ausbleiben.
Eine Delegation des Islamischen Jihad, welche ebenfalls Geiseln im Gazastreifen hält, plant den Nach Doha.
In Tel Aviv versammelten sich am Dienstagabend laut örtlichen Medien Tausende in der Hoffnung auf Zustimmung der Hamas zu einem Vereinbarungsentwurf, der die Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge vorsieht. In Jerusalem protestierten Hunderte gegen einen solchen Deal mit der Aussage: „Ein freigelassener Terrorist ist der Mörder von morgen.“
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu beriet laut der „Times of Israel“ mit dem Verhandlungsteam und dem Sicherheitsapparat. Die Familien der Geiseln sollen zeitnah informiert werden. Eine Vereinbarung benötigt die Billigung des Sicherheitskabinetts sowie der gesamten Regierung. Gideon Saar, Israels Außenminister, äußerte in Rom, dass er eine Mehrheit der israelischen Koalitionsregierung für eine Gaza-Vereinbarung erwartet.
Krankenhäuser und medizinisches Personal in Israel bereiten sich auf die Behandlung der Freigelassenen vor. Ein israelischer Regierungsvertreter erklärte, dass das Ziel sei, alle 98 Geiseln zurückzuholen. Unter den Geiseln sind auch Doppelstaater, darunter ein Österreicher.
Die angestrebte Waffenruhe könnte auf etwa 42 Tage begrenzt sein. Der Plan sieht vor:
- Die Freilassung von 33 „humanitären Fällen“ in der ersten Phase, einschließlich Frauen, Kinder, Menschen über 50 und Verletzte.
- Die Hamas wird am ersten Tag drei Geiseln freilassen; sieben Tage später vier weitere Geiseln.
- Israel erlaubt den Vertriebenen im Süden Rückkehr in den Norden, allerdings nur zu Fuß über die Küstenstraße.
- Israel plant die Freilassung von rund 1.000 palästinensischen Häftlingen.
Die Verhandlungen über die zweite Phase sollen am 16. Tag beginnen, in der alle verbleibenden Geiseln freigelassen werden sollen, gefolgt von einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen. Der israelische Regierungsvertreter betonte, dass kein Verlassen Gazas erfolgen wird, bevor alle Geiseln sicher sind.
Ungeachtet der Verhandlungen setzte das israelische Militär die Offensive fort. In einer Mitteilung wurde bekannt gegeben, dass etwa 50 „Terror-Ziele“ im Gazastreifen angegriffen wurden.
Berichten zufolge gab es in verschiedenen Teilen des Gazastreifens weitere Angriffe, die mindestens 36 Tote und zahlreiche Verletzte zur Folge hatten. Ein Luftangriff traf ein „Kontroll- und Kommandozentrum“ in einem ehemaligen Schulgebäude in Daraj Tuffah.
Der Krieg wurde durch ein beispielloses Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst, bei dem mehr als 1.000 Menschen starben. Laut palästinensischen Angaben wurden seither über 46.600 Menschen im Gazastreifen getötet und über 110.000 verletzt.
Zusammenfassung: Die Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und Hamas stehen kurz vor einer Einigung. Beide Seiten haben ihren Plan zur Freilassung von Geiseln und zur Reduzierung der militärischen Operationen umrissen. Trotz intensiver Gespräche setzt das israelische Militär seine Offensive fort, während die humanitäre Lage im Gazastreifen weiterhin kritisch ist.