Der Anlass für diesen Bericht ist eine aktuelle Stellenausschreibung: Die Volkspartei sucht einen Vizekanzler für eine „mehrwöchige Herausforderung“. Anforderungen sind:
- Ein „Steigbügelhalter in einem austrofaschistischen Regime unter Volkskanzler Kickl“
- Gewährleistung, dass der FPÖ-Chef nur den Sozialstaat, das Gesundheitssystem und die Demokratie schädigt
- Schutz der Wirtschaft
Diese Darstellung провокiert bereits die ersten Lacher.
Die Pointen für die Vorstellung stammen nicht ausschließlich von der Produktion, sondern Jergitsch stützt sich für einen Großteil der rund 90 Minuten auf eine Zusammenstellung aus „Tagespresse“-Beiträgen. Fleissige Leser kennen bereits:
- Die spiralförmig angelegte U5
- Beamte, ersetzt durch Steine
- Die verspätete Aufnahmebestätigung für eine Kunstuni an Adolf Hitler
Einige Zuschauer werden durch die Vorleseübung jedoch vielleicht erstmals mit diesen Themen konfrontiert.
Glücklicherweise beschränkt sich der Mittdreißiger nicht nur auf das Vorlesen von Texten, sondern bietet auch Einblicke hinter die Kulissen des Satiremediums. Jergitsch berichtet über:
- Die Promotion-Anfänge im „Standard“-Forum
- Angst vor wütenden Menschenmengen mit Fackeln und Heugabeln
- Aufwendige Aktionen, die die FPÖ Niederösterreich zu einer Klage bewegten (Stichwort: Fake-Wirtshausbriefe)
- Die Täuschung großer Medien wie den britischen „Guardian“, die APA und die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua
Der Satiriker kritisiert nicht nur, sondern zeigt auch Selbstreflexion. So erklärt er, dass manche Beiträge der „Tagespresse“ heute anders gestaltet würden. Man wolle nicht nach unten treten, stellt er klar.
Mit „Tagespresse Live“ ist Jergitsch zwar kein Meisterwerk gelungen, aber es ist eine solide, kurzweilige Mischung aus Retrospektive auf vergangene Erfolge und Einblick hinter die Kulissen der Satireplattform. Heitere Anekdoten machen manche längere Vorlesepassagen erträglicher. Lediglich das unerwartet abrupte Ende überrascht etwas. Möglicherweise spart er die Schluss-Pointe für den nächsten „Tagespresse“-Artikel auf.
(Von Lukas Wodicka/APA)
(S E R V I C E – „Die Tagespresse Live“ von und mit „Tagespresse“-Chefredakteur Fritz Jergitsch. Weitere (ausverkaufte) Termine:
- 11. Jänner (Schwechat)
- 29. Jänner (Wien)
- 26. Februar (Wien)
- 7. März (Steyr)
- 13. März (Wien)
- 19. März (Linz)
- 20. März (Dornbirn)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Jergitsch mit „Tagespresse Live“ einen unterhaltsamen Überblick über die satirische Arbeit bietet, auch wenn das Ende etwas abrupt wirkt. Es bleibt abzuwarten, welche Überraschungen die nächste Ausgabe bereithält.