Kabarettist wird Buchautor: Fassadenloser Blick in Klaus Eckels Gedankenwelt


Vor Kurzem wurde das neue Buch des Kabarettisten Klaus Eckel mit dem Titel „In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ veröffentlicht. Es bietet ein Feuerwerk an Gedankensprüngen, das sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt. MeinBezirk hat sich mit dem Autor unterhalten.

WIEN. Im Interview mit Klaus Eckel wird schnell deutlich: „Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht“ ist nicht nur der Titel eines seiner Kabarettprogramme, sondern auch sein persönliches Lebensmotto. Ein Witz folgt dem nächsten in einer solchen Geschwindigkeit, dass unser Transkriptionsprogramm Mühe hatte, das Interview sinnvoll zu dokumentieren.

Eckel sprach mit MeinBezirk über sein neues Buch, das Plädoyer für das Butterbrot und wie es ist, einen Kabarettisten als Vater zu haben.

Dein neues Buch „In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ ist erst kürzlich erschienen. In deinem Kopf gibt es ja viele Räume, vom Kabinett über die Panikkammer bis hin zur Bibliothek. Welchen Raum magst du am liebsten?
KLAUS ECKEL: Ich erkunde gerne alle Räume, aber im Salon der guten Hoffnung möchte ich gerne schlafen, denn: Es gibt im Grunde keine Alternative zur Zuversicht. Ich will mit zehn Dekagramm Zuversicht ins Bett gehen und mit zwanzig Dekagramm aufwachen. Die Panikräume besuche ich ebenfalls immer wieder, aber dort ein ganzes Leben zu verbringen, wäre eine Vergeudung meiner Existenz.

Gerüchteküche und Kühlschrank-Demenz

Und eine Gerüchteküche hast du nicht?
Eine Gerüchteküche wäre wirklich spannend. Oh, das habe ich total vergessen! Da ich jedoch kein begeisterter Koch bin, ist die Küche für mich kein wertvoller Raum.

Sein Motto lautet: "Man muss nicht alles denken, was man sagt". | Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk

Stattdessen sprichst du über den Kühlschrank, genauer gesagt über Kühlschrank-Demenz. Was hat es damit auf sich?
Sie beschreibt den Menschen sehr gut. Viele kennen das Gefühl: Man öffnet den Kühlschrank in der Hoffnung auf eine Überraschung, doch auch nach dem hundertsten Mal bleibt die Auswahl die gleiche enttäuschende. So ist es auch im Leben und manchmal in Beziehungen. Irgendwann sagt man: „Ja, passt schon. Dann nehme ich eben, was da ist“.

Das klingt ja ganz schön deprimierend …
Das ist nicht deprimierend, sondern eher realistisch. Ich denke, unsere Ansprüche an Partner und Kühlschrankinhalt sind viel zu hoch. Durch das ständige Öffnen von Kühlschränken und das Eingehen von Beziehungen sagt man irgendwann: „Jetzt gebe ich mich damit zufrieden“. Das ist eigentlich nicht falsch.

Eckel ist ein Butterbrotpurist

Gibt es ein Kapitel, das dir besonders gefällt?
Nein, aber ich mag mein Plädoyer für das Butterbrot. Ich werde oft von Veranstaltern in gehobene Lokale eingeladen. Dabei denke ich häufig: „Ich will einfach nur ein Butterbrot“. Mein Traum ist es, in einem Haubenlokal aufzustehen und zu rufen: „Ich will nur ein Butterbrot!“. Und dann stellen alle Gäste ihre Teller weg und rufen mit: „Butterbrot!“. Der Koch ist vollkommen überfordert, hat nur kleine Sachen auf riesigen Tellern und alle möchten nur Butterbrot. Nur drei Dinge: Brot, Butter und ein Messer – für die Feinschmecker vielleicht mit Schnittlauch, ich hingegen bin ein Butterbrotpurist. Diese Sehnsucht nach Einfachheit spiegelt sich in unserer zunehmend komplexen Welt wider.

„In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ von Klaus Eckel ist im Ueberreuter Verlag erschienen. | Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk

Und das bedeutet, dass du die Haubenküche vielleicht irgendwann doch schätzen wirst, da dort viel Butter verwendet wird.
Ja, aber die Butter kommt nicht aufs Brot, sondern wird mit allerlei „Chichi hier“ und „Chichi da“ serviert. Diese modernen Künste sind oft so ausgefallen, dass man den Namen kaum aussprechen kann. Grundsätzlich finde ich, dass in der heutigen Zeit viel zu viel Wert auf Inszenierung gelegt wird – sei es auf Instagram, in der Politik oder auch in Haubenlokalen. Oft überwiegt die Inszenierung den Inhalt.

„Ich bin noch ein alter weißer Mann“

Deine Bücher und Kabarettprogramme sind regelrechte Synapsenfeuerwerke …
Einige sagen: „Da stimmt die Medikamenteneinstellung nicht“.

Gibt es für dich ein Thema, bei dem du als Künstler feststellen musst, dass dein Interesse begrenzt ist?
Beziehungsthemen. Ich finde, viele Klischees stimmen einfach nicht. Deswegen fällt es mir schwer, darüber Witze zu machen. Manche leben allein, andere in ungewöhnlichen Konstellationen – das spielt im Grunde keine Rolle. Aber die klischeehaften Erwartungen zerbrechen oft dermaßen, dass ich Schwierigkeiten habe, humorvolle Pointen zu formen.

Manchmal beklagen sich Klaus Eckels Kinder darüber, dass er überall witziger sein will als zu Hause.  | Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk

Auf deiner Homepage sieht man unter „Biografie“ nur eine Vielzahl an Auszeichnungen. Willst du nicht mehr von dir preisgeben?
Nicht wirklich. Eigentlich ist das ja ziemlich „männlich“, oder? Das sind sozusagen die Hirschgeweihe. Wäre ich Jäger, hätte ich meine Zwölfender an die Wand gehängt. Das zeigt, dass ich es wirklich noch mit den Klischees eines alten weißen Mannes zu tun habe, dessen Biografie aus diesen Statussymbolen besteht. Generell müsste ich bald eine Menge Macht bekommen, denn das scheint dem Zeitgeist zu entsprechen.

Humor als Alltagsrauschen

Ich weiß allerdings, dass du zwei Kinder hast. Wie ist es für sie, einen Kabarettisten als Vater zu haben? Du wirst sicher nicht alles mit einem Scherz kommentieren.
Nein, ich glaube nicht. Eigentlich bin ich ein Freund der Ernsthaftigkeit. Ich vermeide Veranstaltungen, bei denen ich eingeladen bin, weil die Leute erwarten, dass ich sie unterhalte. Beruflich brauche ich Witze, und Humor ist ein ständiger Begleiter in meinem Leben. Selbst bei Ärger finde ich einen Witz darüber. Bei meinen Kindern ist das unterschiedlich – manchmal ja, manchmal gar nicht. Sie beschweren sich gelegentlich darüber, dass ich überall witziger sein möchte als zu Hause. Wenn wir jedoch in einer stressigen Situation sind, ist Humor wichtig, um diese zu bewältigen. Manchmal mache ich absurde Sachen, um die Situation aufzulockern, etwa indem ich mich auf den Boden lege oder herumhüpfe. Ich habe mich schon so weit zum Narren gemacht, nur um einen Streit zu entschärfen. Letztlich ist der Streit oft das Resultat, dass beide Seiten sich ernst nehmen mit unterschiedlichen Meinungen – das ist das eigentliche Grundproblem. Humor bringt eine gewisse Distanz, und das setze ich durchaus ein, aber nicht so stark wie auf der Bühne.

Wer sollte dein Buch lesen?
Reiche Pensionisten. Die haben genug Geld und Zeit zum Lesen.

„In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ von Klaus Eckel ist im Ueberreuter Verlag erschienen und umfasst 184 Seiten. Es kostet 20 Euro.

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