Die frühere AUVA-Zentrale in der Adalbert-Stifter-Straße 65 in der Brigittenau steht seit über vier Jahren leer. Ein neuer Flächenwidmungsplan bringt nun Bewegung in die Diskussion um das Schicksal des Gebäudes.
WIEN/BRIGITTENAU. Das ehemalige Hauptquartier der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in der Adalbert-Stifter-Straße 65 hat sich seit der Abwanderung von etwa 540 Mitarbeitern im Frühjahr 2021 größtenteils in ein ungenutztes Objekt verwandelt. Die Schließung wurde damals mit schwerwiegenden Brandschutzmängeln begründet. Nun steht das Areal aufgrund eines neuen Flächenwidmungsplans erneut im Fokus.
Der neue Flächenwidmungsplan, der bis zum 3. Juli zur öffentlichen Einsichtnahme bereitsteht, erlaubt eine weitgehende Nutzung des Geländes. Außer im Erdgeschoss, wo gewerbliche Flächen vorgesehen sind, kann die Fläche im weitesten Sinne verwendet werden. Laut Matthias Kaltenböck, KPÖ-Bezirksrat, sind nun bis zu 24.000 Quadratmeter Wohnfläche geplant, was im Gegensatz zu einem früheren Entwurf steht, der keine Wohnnutzung vorsah.
KPÖ warnt vor Luxuswohnungen und Leerstand
Die KPÖ-Brigittenau äußert Bedenken, dass das Gebäude für viele Jahre ungenutzt bleibt oder gar abgerissen wird. „Beides widerspricht dem Ziel, die bestehende Bausubstanz zu erhalten und sinnvoll zu nutzen“, sagt Kaltenböck. Die Partei fordert den Bau geförderter Wohnprojekte und eine teilweise Übernahme durch die Stadt Wien zur Schaffung von Gemeindewohnungen.
Auf Anfrage von MeinBezirk äußerte sich die Magistratsabteilung Stadtteilplanung und Flächenwidmung (MA 21) zum künftigen Verwendungszweck lediglich: „Das Gebäude ist Eigentum der AUVA, daher kann nur die AUVA Informationen hierzu geben.“
AUVA gegen Sanierung
Die AUVA hat klar gemacht, dass eine Generalsanierung ökonomisch und technisch nicht tragbar ist. Die Gründe dafür sind die energetische Ineffizienz sowie gravierende bauliche Mängel, die nicht mehr den heutigen Sicherheits- und Umweltstandards entsprechen. Laut AUVA würden die Sanierungskosten mindestens 150 Millionen Euro betragen – was in Anbetracht eines Neubaus als unverhältnismäßig hoch eingeschätzt wird.
Die Möglichkeit eines Abrisses gefolgt von einer Neuentwicklung – eventuell als Campus für Forschung, Wirtschaft oder Gesundheit – steht im Raum. Auch ein Verkauf an andere Sozialversicherungsträger oder an die Stadt Wien könnte in Betracht gezogen werden, muss jedoch zu marktüblichen Preisen erfolgen. Kritischen Äußerungen, wonach das Gelände in die Hände von Spekulanten fallen könnte, widerspricht die AUVA entschieden.
Initiative fordert eine Schutzzone
Unsicherheiten gibt es auch aufgrund eines laufenden Verfahrens des Bundesdenkmalamts. Sollte das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden, behält sich die AUVA rechtliche Schritte vor. „Wir befürworten den Schutz historisch wertvoller Gebäude – jedoch nicht auf Kosten der Versichertengelder“, betont die AUVA.
Im Zuge des Widmungsverfahrens fordert die Initiative Denkmalschutz eine umfassende Absicherung des Verwaltungsgebäudes, das zwischen 1972 und 1977 erbaut wurde. Docomomo Austria betont, dass das Bauwerk ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne darstellt, vergleichbar mit bedeutenden Wiener Bauwerken wie der UNO-City oder dem Juridicum. Sie setzen sich für eine Schutzzone ein, unabhängig vom Ausgang des laufenden Verfahrens.
Ob das denkmalwürdige Gebäude also erhalten, saniert, abgerissen oder neu bebaut werden wird, bleibt weiterhin ungewiss.
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