Im Tiergarten Schönbrunn haben kürzlich hunderte Fische, Garnelen und Pflanzen in ein neues Aquarium umgezogen, welches auf die Zucht und Forschung von hoch bedrohten Arten spezialisiert ist. Der Wiener Zoo beherbergt vier Tierarten, die in der Wildbahn bereits ausgestorben sind.
WIEN/HIETZING. Der Tiergarten Schönbrunn, einer der ältesten Zoos der Welt, hat seine Bewohner aus dem Backstage-Bereich des alten Aquarienhauses in eine neu errichtete Aqua-Forschungsstation umgesiedelt. Dieser Umzug begann im Dezember und konzentrierte sich zunächst auf den Bereich der Süßwasserarten, wobei mittlerweile alle 90 Arten erfolgreich umgesiedelt wurden. Unter den ungefähr 60 bedrohten Tierarten im Zoo befinden sich auch vier Arten, die in der freien Wildbahn bereits ausgelöscht wurden, wie der Langflossen-Wüstenkärpfling und die Petzea-Rotfeder.
Umzug nach Akklimatisation
„Zoologische Gärten und Aquarien spielen eine entscheidende Rolle beim Erhalt von Reservepopulationen. Diese einzigartigen Bestände sind wichtig für zukünftige Auswilderungen. Hätten nicht einige überlebt, wäre die gesamte Art womöglich verloren gewesen“, erläutert Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.
Um eine schnelle Akklimatisation zu ermöglichen, wurden die neuen Becken über mehrere Wochen „eingefahren“. Während dieser Phase wurden die Wasserparameter regelmäßig geprüft. Zuerst wurde die Bodenschicht eingearbeitet und kleinere Pflanzen platziert, bevor die kleinen Fische hinzukamen. Anfangs zogen nur wenige Tiere um, und erst als diese ein normales Verhalten zeigten, folgten die restlichen Artgenossen.
Von Ausrottung bedroht
In der Aqua-Forschungsstation sollen zahlreiche stark bedrohte Arten erhalten, gezüchtet und erforscht werden. Ein spezieller Bereich wird den Besuchern Einblicke in die aktuellen Forschungsprojekte bieten. Eine Studie der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) zeigt, dass ein Viertel aller Süßwasserlebewesen vom Aussterben bedroht ist.
„Durch Umweltverschmutzung, Staudammbauten, Überfischung und andere Bedrohungen verschwinden viele Süßwasserarten – oft ohne dass viele Menschen jemals von ihnen gehört haben“, erklärt der zoologische Kurator Anton Weissenbacher. Arten wie die Wüstenkärpflinge sind zwar kaum bekannt, ihr Schutz ist jedoch ebenso wichtig wie der von prominenteren Arten wie Meeresschildkröten.
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