Osteuropa floriert: Wie Trumps Handelskrieg die Region beflügelt!


„Die direkten Handelsströme zwischen diesen Ländern und den USA sind ohnehin gering, und die Kollateralschäden durch die enge Verflechtung mit der stark exportabhängigen deutschen Industrie dürften überschaubar bleiben“, sagt Richard Grieveson, der stellvertretende Direktor des wiiw.

Für die EU-Mitglieder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa prognostiziert das wiiw für dieses Jahr ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 2,5 Prozent, was eine moderate Korrektur um 0,3 Prozentpunkte gegenüber der Winterprognose darstellt. Für 2026 wird eine Beschleunigung des Wachstums auf 2,8 Prozent erwartet. Im Vergleich dazu dürfte die Eurozone laut wiiw 2025 lediglich um 0,7 Prozent wachsen – ein Rückgang um 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Schätzung. Dies deutet darauf hin, dass die östlichen EU-Staaten weiterhin ihren wirtschaftlichen Aufholprozess fortsetzen.

Die Haupttreiber der Konjunktur in dieser Region sind:

  • **Privatkonsum**: Durch steigende Reallöhne haben die Haushalte mehr Kaufkraft.
  • **Reallohnsteigerungen**: Diese tragen stark zum positiven Konsumklima bei.

Besonders der polnische Markt, als größter der Region, wird voraussichtlich ein Wachstum von 3,5 Prozent sowohl 2025 als auch 2026 aufweisen. Weitere Länder, wie Kroatien, Slowenien und mehrere Westbalkan-Staaten, dürften ebenfalls solide Wachstumsraten von zwischen 3 und 3,6 Prozent erzielen. Die Türkei zeigt ebenfalls dynamisches Wachstum mit 3,5 Prozent in diesem Jahr und 4 Prozent im nächsten Jahr.

Auf der anderen Seite steht die herausfordernde Situation in der Ukraine. Zwar prognostiziert das wiiw für 2025 ein Wachstum von 3 Prozent und für 2026 von 4 Prozent, jedoch bleibt die Unsicherheit hoch. Das Land leidet weiterhin unter der systematischen Zerstörung seiner Infrastruktur durch russische Luftangriffe und kämpft gegen einen erheblichen Arbeitskräftemangel, verursacht durch die Mobilmachung für den Krieg sowie die Flucht von über sieben Millionen Menschen. „Die Versuche von Trump, die Ukraine zur De-facto-Kapitulation zu zwingen und sie in eine wirtschaftliche Kolonie der USA zu transformieren, stellen die größte Bedrohung für die wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine dar“, warnt Olga Pindyuk, Ukraine-Expertin des wiiw. „Entscheidend wird sein, ob es der EU gelingt, ihre Militär- und Finanzhilfe für die Ukraine zu verstärken und die USA als Hauptstütze des Landes zu ersetzen.“

In Russland hingegen gibt es Anzeichen für eine Verbesserung der Konjunkturaussichten, trotz des anhaltenden Krieges und westlicher Sanktionen. Das wiiw hat seine Wachstumsprognose für 2025 auf 2 Prozent angehoben und für 2026 wird ein Zuwachs von 2,5 Prozent erwartet. Dies ist unter anderem auf die wachsende Nähe zwischen Russland und den USA sowie die mögliche Aufhebung von Sanktionen zurückzuführen. „Sollte es zu einem Waffenstillstand oder Friedensabkommen in der Ukraine kommen, könnte die wirtschaftliche Isolation Russlands durch die USA beendet sein“, erklärt Vasily Astrov, Russland-Experte des wiiw. Die Annäherung an die USA hat auch die russischen Finanzmärkte und den Rubel gestärkt. Unternehmen wie Renault, Hyundai und Samsung erwägen eine Rückkehr nach Russland, während LG kürzlich die Produktion in Moskau wieder hochgefahren hat. „Die teilweise Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen könnte bei einem Ende des Krieges das Verschwinden hoher Gehälter für Soldaten und Kompensationen für deren Familien, die bisher das russische Wachstum gestützt haben, ausgleichen“, meint Astrov.

Der zuletzt stark gefallene Ölpreis – immer noch Russlands wichtigstes Exportgut – hat jedoch relativ geringfügige Auswirkungen. „Obwohl dies und der momentane starke Rubel die Staatseinnahmen erheblich reduzieren, ist das Budget nicht mehr so stark auf Öleinnahmen angewiesen wie in der Vergangenheit. Ein höheres Budgetdefizit könnte problemlos finanziert werden“, erklärt Astrov.

Für Österreich sieht das wiiw positive Impulse aus den osteuropäischen Nachbarländern. Besonders Polen, Tschechien, Ungarn und Slowenien könnten dazu beitragen, die Schwäche der deutschen Wirtschaft wenigstens teilweise zu kompensieren und somit die heimische Konjunktur zu stützen. Ohne die starken Wachstumsraten im Osten wäre Österreichs wirtschaftliche Lage erheblich herausfordernder, so der Bericht.

Es bleiben jedoch Risiken für die Region bestehen. Dazu zählen:

  • **Neue Handelsbarrieren** durch die USA
  • **Geopolitische Spannungen**
  • **Ein andauernder Krieg in der Ukraine**
  • **Mögliche Verlangsamung des EU-Fördermittelzuflusses**

Trotz dieser Herausforderungen unterstreicht Grieveson, dass die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Region höher ist als in früheren Krisenzeiten. Zusammenfassend zeigt sich, dass die wirtschaftlichen Aussichten für die Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa gemischt, aber insgesamt vielversprechend sind.

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