Prozessbeginn gegen Wienerin wegen IS-Anhängerschaft nach jahrelangem Aufenthalt in Syrien


Vor zehn Jahren soll eine damals 16-jährige Wienerin nach Syrien zu ihrem Mann ins Gebiet des Islamischen Staats (IS) gereist sein. Anfang März 2023 wurde sie mit ihrem Sohn nach Österreich zurückgebracht und kam direkt in Untersuchungshaft. Am Mittwoch muss sie sich vor Gericht verantworten.

WIEN. Am Mittwochmorgen findet im Wiener Landesgericht für Strafsachen der Prozess gegen die junge Wienerin Evelyn T. statt, die als Teenagerin nach Syrien reiste. Laut der Anklageschrift hat sie sich dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen. Im März 2025 holten die österreichischen Behörden die mittlerweile 26-Jährige gemeinsam mit ihrem Sohn zurück.

Nach ihrer Rückkehr nach Österreich wurde sie sofort in Untersuchungshaft genommen. Am 9. April steht sie vor Gericht, wo die Staatsanwaltschaft ihr das Verbrechen der terroristischen Vereinigung sowie der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vorwirft, was in Österreich mit haftstrafen von bis zu zehn Jahren geahndet werden kann.

Von der Wut der Jugend getrieben

Im Jahr 2015 verliebte sich die damals noch minderjährige Evelyn in einen jungen Mann. Nach der heimlichen Trauung wollte sie ihm nach Syrien folgen, nachdem er sich dem IS angeschlossen hatte. Ihr erster Versuch, über Istanbul zu reisen, scheiterte, da sie zurück nach Österreich geschickt wurde.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, dass sie dort hinreiste, 'um ihren dort bereits seit April 2015 aufhaltenden, für den IS kämpfenden Gatten vor Ort zu unterstützen.' | Foto: Ronja Reidinger/MeinBezirk

Im Jahr 2016 setzte sie ihren Plan abermals um und erreichte die IS-Hochburg Raqqa. Dort unterstützte sie ihren Mann, der als IS-Kämpfer aktiv war, indem sie sich um den Haushalt kümmerte und emotional für ihn da war. Im Mai 2017 brachte sie ihren Sohn zur Welt. Im Oktober 2017 wurde Raqqa von den Demokratischen Kräften Syriens (SDF), einer kurdischen Miliz, zurückerobert. Evelyn und ihr Sohn wurden zusammen mit ihrem verletzten Ehemann gefangen genommen und in ein kurdisches Gefangenenlager gebracht.

Sohn in Betreuung

Anfang März 2023 holte das österreichische Außenministerium sowohl Evelyn T. als auch die Salzburgerin Maria G. zurück. Während die Salzburgerin sofort mit ihren Kindern nach Hause durfte, wurde Evelyn in Untersuchungshaft genommen. Ihr siebenjähriger Sohn wird seitdem von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA11) betreut.

Der Prozess beginnt am Mittwoch. | Foto: Ronja Reidinger/MeinBezirk

Im Falle einer Verurteilung könnte Evelyn T. mit einer Freiheitsstrafe von ein bis zehn Jahren rechnen. Mildernd könnte sich auf das Urteil auswirken, dass die Taten in der Vergangenheit liegen und sie zum Zeitpunkt der Ausreise noch minderjährig war.

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