Serientäter im Verdacht: Hunderte Gräber auf Wiener Friedhöfen geschändet


Seit August letzten Jahres ermittelt die Polizei in rund 60 Fällen von Grabschändungen auf Wiener Friedhöfen, wobei gezielt Gräber von Roma, Sinti und Holocaust-Opfern betroffen sind.

WIEN. Die Wiener Polizei sieht sich derzeit mit einer besorgniserregenden Serie von Grabschändungen konfrontiert. Wie bereits Ende August 2022 berichtet, eröffneten unbekannte Täter mehr als 20 Gräber und entwendeten wertvolle persönliche Gegenstände, wie Schmuck und Erinnerungsstücke. Besonders betroffen sind die Gräber der Rominja, Roma, Sintizze und Sinti. In einigen verwüsteten Grabstätten wurden sogar Ringe und Ketten direkt von den Körpern der Verstorbenen gestohlen, was nicht nur einen Verstoß gegen die Totenruhe darstellt, sondern auch ein unvorstellbarer Akt der Respektlosigkeit ist.

Aktuellen Berichten von „Wien heute“ zufolge hat sich die Anzahl der Grabschändungen auf etwa 60 Fälle erhöht, vor allem in den Stadtbezirken Donaustadt und Floridsdorf. Zuletzt ereigneten sich Vorkommnisse im Februar am nicht weniger ehrwürdigen Friedhof Stammersdorf Zentral. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Sachbeschädigung, Störung der Totenruhe sowie Einbruchsdiebstahl. Obwohl es Hinweise auf eine Tätergruppe gibt, fehlen laut den Ermittlern bislang konkrete Beweise zur Identifizierung der Verantwortlichen.

Besonders geschändete Gräber enthalten auch Holocaust-Opfer

Die Gräber von Angehörigen der Roma und Sinti sind jedoch nicht die einzigen, die betroffen sind. Auch die Ruhestätten von Holocaust-Opfern wurden heimgesucht. Eine Angehörige schildert einem „ORF“-Reporter: „Die Täter haben die Silikonfugen aufgeschnitten, die Grabplatte mit Hebelwirkung aufgebrochen und sind dann eingestiegen, um die Särge zu öffnen.“ Solche Taten sind nicht nur ein Diebstahl, sondern ein tiefgreifender Verstoß gegen das menschliche Anstandsgefühl und das Gedächtnis der Verstorbenen.

Zuletzt haben Unbekannte Mitte Februar einige Gräber am Friedhof Stammersdorf Zentral geschändet. (Archiv)

Natalie Bordt, die Seelsorgerin der Erzdiözese Wien für die Sinti, Roma und Jenischen, äußert Bedenken über die Motivation der Täter. Sie vermutet, dass diese große Beuten, wie Schmuck und andere wertvolle Gegenstände in den Gräbern erwarten. Eine weitere tragische Konsequenz dieser Grabschändungen ist, dass oft die Särge ausgetauscht und die Grabstätten nach den Delikten aufwendig restauriert werden müssen. Bordt kritisiert zudem, dass sowohl die Stadt Wien als auch die Friedhöfe sich diesem drängenden Problem nicht ausreichend annehmen. Ihrer Ansicht nach ist finanzielle Unterstützung für die betroffenen Familien notwendig, die sich die Sanierungsarbeiten oft nicht leisten können.

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