In der letzten Folge unserer Interviewreihe zur Wien-Wahl sprechen wir mit Michael Ludwig, den SPÖ-Spitzenkandidaten und dem amtierenden Bürgermeister von Wien.
WIEN. Michael Ludwig hat seit Mai 2018 das Bürgermeisteramt inne. Der 64-jährige Politiker, der als eine der einflussreichsten Figuren der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) gilt, setzt nicht nur in Wien, sondern auch auf Bundesebene wichtige Akzente. Nach einem starken Wahlergebnis von 41,6 Prozent in der Wahl 2020 tritt er erneut als Spitzenkandidat an. Im Interview erläutert er, weshalb er skeptisch gegenüber alleinigen Waffenverbotszonen ist, wie er die Wiener Spitäler strategisch stärken möchte und welche Maßnahmen zum Klimaschutz erforderlich sind, um Wien zur Vorsorgehauptstadt zu machen.
„Setzen auf grüne Energie und öffentliche Verkehrsmittel“
Wien hat kürzlich als erstes Bundesland ein umfassendes Klimagesetz verabschiedet. Ihr Ziel ist es, bis 2040 klimaneutral zu werden. Wie wollen Sie das erreichen?
Das Klimagesetz spiegelt unsere langfristigen Ambitionen wider. In den letzten 15 Jahren haben wir ein Klimaschutzprogramm entwickelt, das bereits dazu führte, dass die CO₂-Emissionen pro Kopf in Wien nur halb so hoch sind wie im österreichischen Durchschnitt. Da wollen wir weiterhin ansetzen und unsere Ziele aggressive verfolgen.
Welche konkreten Schritte sind angedacht?
Von den 600.000 Haushalten, die noch Gas nutzen, wollen wir viele zum Umstieg auf erneuerbare Energien bewegen. Hierbei bieten wir sowohl Beratungen als auch finanzielle Anreize an. Zudem setzen wir verstärkt auf alternative Energiequellen wie Geothermie und haben die größte Großwärmepumpe in Europa in Betrieb genommen. Auch der Bau von Photovoltaikanlagen in der Größe von 100 Fußballfeldern pro Jahr ist Teil unserer Strategie.
Welchen Einfluss hat der motorisierte Individualverkehr auf Ihre Klimaziele und wie wollen Sie diesen reduzieren?
Wien hat einen ausgezeichneten Modal Split, den wir noch weiter ausbauen möchten. Unser Ziel ist es, den Verkehr zu einem größeren Teil auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern.
Welche Anreize planen Sie, um diesen Wandel zu fördern?
Die Erweiterung der U-Bahn ist ein zentrales Vorhaben. Zusätzlich investieren wir in die Straßenbahninfrastruktur, einschließlich der neuen Linie 12 und der Verlängerung der Linie 18. Wir halten auch an der 365-Euro-Jahreskarte fest, um den Zugang zum öffentlichen Verkehr zu erleichtern. Trotz der Inflation bleibt der Preis stabil, um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für die Nutzung der Öffis zu gewinnen.
„Kein Platz für Waffen auf den Straßen“
Aktuell gibt es zwei Waffenverbotszonen in Wien – am Praterstern und am Reumannplatz. Weitere Zonen sind geplant?
Die bestehenden Waffenverbotszonen zeigen positive Effekte. Ich setze mich für ein generelles Waffenverbot in der Stadt ein; niemand sollte mit einer Machete durch die Straßen laufen müssen.
In Anbetracht der Zunahme der Bevölkerung: Ist Wien unsicherer geworden?
Trotz der Herausforderungen bleibt Wien eine der sichersten Städte weltweit. Der Anstieg der Bevölkerung steht jedoch nicht im gleichen Verhältnis zum Wachstum der Polizeikräfte. Hier ist ein Handlungsbedarf gegeben.
Investitionen in die Gesundheitsversorgung
Die Wiener Spitäler stehen vor großen Herausforderungen. Wie wollen Sie die Situation verbessern?
Ich setze mich für eine Zusammenarbeit in der Ostregion ein, um Lösungen zwischen Wien und den angrenzenden Bundesländern Niederösterreich und Burgenland zu finden. Zusätzlich haben wir ein Investitionspaket von 3,3 Milliarden Euro aufgelegt, um die Spitäler auszubauen und modern auszustatten.
Ebenfalls ein großes Thema: die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Was ist Ihre Strategie?
Wir ändern die Vergabekriterien im sozialen Wohnbau, um mehr Menschen einen Zugang zu ermöglichen. Das neue Konzept „Gemeindebau Neu“ wird dazu beitragen, dass wir zusätzlichen Wohnraum schaffen.
Wahlziele und Ausblick
Wie lauten Ihre Ziele für die bevorstehenden Wahlen?
Wir streben an, das Ergebnis von 2020 zu erreichen. Wir sind uns bewusst, dass Regierungen oft Stimmen verlieren, aber wir sind zuversichtlich, diesen Trend umkehren zu können.
Und was kommt nach der Wahl? Werden Sie erneut mit den NEOS koalieren?
Ich habe großen Respekt vor dem Wählerwillen. Nach der Wahl werden wir sehen, welche Koalitionen möglich sind. Ich denke, unsere Zusammenarbeit mit den NEOS war ertragreich.
Auf unserem Instagram-Kanal teilen wir außerdem, wie Bürgermeister Ludwig Wien in drei Worten beschreibt.
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