Nackt, rosa und fast blind: Im Schönbrunner Zoo sind derzeit Baby-Nacktmulle zu sehen. Zum ersten Mal seit längerer Zeit hat der Wiener Zoo Nachwuchs bei diesen Tieren erzielt.
WIEN/HIETZING. Alle Lebewesen kommen nackt zur Welt, bei Nacktmullen bleibt das jedoch auf Lebenszeit so. Das Schönbrunner Wüstenhaus hat bei diesen Nagetieren einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Zum ersten Mal seit acht Jahren wurden vier Nacktmulle im Wiener Zoo geboren. Der Nachwuchs ist mittlerweile bereits acht Wochen alt und misst etwa sieben Zentimeter.
Laut einer Pressemitteilung sind die Tiere gesund und munter und zeigen eine prächtige Entwicklung. Die Jungtiere wurden erfolgreich von einer Milchernährung auf feste Nahrung umgestellt und knabbern bereits an verschiedenen Knollen- und Wurzelgemüsen mit ihren markanten Schneidezähnen.
„Der Schlüssel zu unserem Zuchterfolg war ein stabiles soziales Gefüge“, erläutert Tiergartendirektor Dr. Stephan Hering-Hagenbeck. Das soziale System der Nacktmulle ähnelt dem von Bienen. „Innerhalb einer Kolonie sorgt nur die Königin für den Nachwuchs. Sie ist das einzige fruchtbare Weibchen und unterdrückt die Fortpflanzung der übrigen Weibchen der Kolonie,“ fügt er hinzu. Wenn die Königin stirbt, konkurrieren die anderen Weibchen um die „Monarchenrolle“. Während die meisten Nagetiere eine Lebenserwartung von drei bis vier Jahren haben, können Nacktmulle bis zu 30 Jahre alt werden.
Bereits besuchbar
Besucherinnen und Besucher können die ostafrikanischen Nager bereits aus nächster Nähe beobachten. Das Wüstenhaus bietet ein 70 Meter langes Glasröhrenlabyrinth, das tiefe Einblicke in die Lebensweise der Nacktmulle schafft. Diese Tiere verbringen ihr Leben in unterirdischen Tunnelsystemen und sind, wie der Name schon andeutet, fast blind während sie ihr Leben führen.
„Die Luft in ihren Tunneln hat einen hohen Kohlenstoffdioxidgehalt. Nacktmulle können sehr hohe CO2-Konzentrationen tolerieren“, erklärt Anton Weissenbacher, zoologischer Kurator im Tiergarten Schönbrunn. Diese natürliche Resistenz macht die Tiere auch für die Wissenschaft von Interesse. Nacktmulle erkranken selten an Krebs und stehen daher im Fokus der Krebsforschung.
Seit Sommer 2024 ist der Eintritt ins Wüstenhaus in der Jahreskarte des Tiergartens enthalten. Tagesgäste können ein Kombiticket erwerben, das sowohl den Tiergarten als auch das Wüstenhaus beinhaltet. Das Haus ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte gibt es bereits ab 9 Euro.
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