Am Dienstagabend wurde das Projekt in der Bezirksvorstehung Wien-Neubau den Anrainern vorgestellt – dies ist ein notwendiges Verfahren zur Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Allerdings ist diese Änderung vergleichsweise gering, da der Denkmalschutz sowie der Schutz des Welterbes der Wiener Innenstadt zwei größere Eingriffe verhindert haben. Diese betreffen:
- Zugänglichkeit
- Sichtbarkeit
Die zur Mariahilfer Straße weisende Fassade des 1862 errichteten Gebäudeteils des Museumsquartiers wird, mit Ausnahme der Vergrößerung eines bestehenden Erdgeschoß-Fensters für den Fluchtweg, nicht geöffnet. „Die Integrität des Baukörpers hat Priorität“, erläuterte Architekt Cristian Abrihan, der die denkmalschützerische Kompatibilität des Projekts überprüft hat. Der Zugang erfolgt ausschließlich über den kleinen Klosterhof, in dem ein neues Erschließungsgebäude errichtet wird. Dieses ist vier Geschoße hoch und verbirgt sich hinter dem Dachfirst.
Auch die hdgö-Direktorin Monika Sommer sowie der Bezirkvorsteher von Wien-Neubau, Markus Reiter (Grüne), wünschten sich ein klareres architektonisches Zeichen. Reiter äußerte: „Ich glaube, es wäre machbar gewesen. Ein ‚Haus der Republik‘ sollte sichtbar sein.“ Er hofft auf eine zukünftige Verbindung des Stadtraums zum Museum über den angrenzenden Platz der Menschenrechte, der nicht Teil des Architekturwettbewerbs war.
Eine höhere Ausführung des Erschließungsbaus, auch als „Geschichtsturm“ bezeichnet, hatte Signalcharakter und hätte den Blick in die Tiefe ermöglichen können. Diese Idee wurde geprüft, jedoch nicht genehmigt, so Markus Penell vom Wettbewerbssieger, dem Architekturbüro O&O Baukunst. Zukünftig könnte die einst im Haupthof geplante Leseturm-Idee im Rahmen der Klimaoffensive des Museumsquartiers als neues Grünes Wahrzeichen des Areals wiederbelebt werden, da „die Fundamente des Leseturms ja bereits vorhanden sind“, so der Architekt.
Trotz fehlender sichtbarer Landmarken stellt die Errichtung des neuen hdgö-Standorts, der im Herbst 2028 eröffnet werden soll, ein Großprojekt dar. Dies liegt teilweise an den bisherigen Nutzern des Areals:
- Die Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe des Naturhistorischen Museums kann problemlos umziehen.
- Für das Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, Dschungel Wien, muss ein neuer Proberaum geschaffen werden. Die Luxusvariante beinhaltet die Erbauung eines unter dem Fürstenhof gelegenen, unterirdisch ideal angeschlossenen Saals, der rund ein Viertel der Gesamtbaukosten absorbieren könnte.
Auf der anderen Seite wird die derzeitige Ausstellungsfläche des hdgö von 3.060 qm fast verdreifacht, dennoch bleiben Platzprobleme bestehen. „Die für ein funktionierendes Museum erforderlichen zusätzlichen Flächen für Büros, Werkstätten und Sammlungsdepots sind nicht in diesem Gebäude realisierbar“, so die Machbarkeitsstudie. MQ-Geschäftsführerin Bettina Leidl betrachtet dies jedoch nicht als Problem: „Praktisch alle Museen haben ihre Depots irgendwo außerhalb. In der Umgebung des Museumsquartiers gibt es genügend fußläufig erreichbare Büros, die man anmieten kann.“
Bereits während der Umzugsvorbereitungen im vergangenen Jahr wurden sieben neue Planstellen genehmigt und Büroräumlichkeiten in der Mariahilfer Straße angemietet. Diese werden jedoch nicht ausreichen. Monika Sommer bedauert auch das Fehlen eines eigenen Museumscafés und schätzt, dass für den Betrieb des nun erheblich gewachsenen Museums künftig mindestens 50 Vollzeitäquivalente benötigt werden.
Zusätzlich zu den bisher geschätzten Projektkosten werden auch Mietkosten für Büros, Depots und Werkstätten sowie Ersatzflächen für den Dschungel während der Umbauarbeiten hinzukommen, was die zukünftigen Betriebskosten ebenfalls erhöhen dürfte. Falls das hdgö als eigenständiges Bundesmuseum aus dem Verband der Österreichischen Nationalbibliothek herausgelöst wird, entstehen weitere strukturelle Kosten.
Bettina Leidl glaubt nicht, dass diese Überlegungen durch radikale Sparpläne einer neuen Regierung in Frage gestellt werden könnten. Es gibt einen Ministerratsbeschluss und einen Posten von 27,7 Millionen Euro im Bundesfinanzrahmengesetz 2024-2027. „Bis jetzt ist das nirgendwo infrage gestellt. Wir arbeiten am Projekt wie geplant weiter.“ Das hdgö arbeitet derzeit an der Raumfunktionsplanung, der Vorentwurf soll Mitte März vorliegen. Bis dahin können auch Stellungnahmen im Verfahren zur Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans abgegeben werden.
(S E R V I C E – )
Zusammenfassung: Das Projekt zur Umgestaltung des Museumsquartiers in Wien-Neubau wurde den Anrainern präsentiert. Es gibt begrenzte Änderungen aufgrund des Denkmalschutzes. Der neue Standort des hdgö soll 2028 eröffnet werden und beinhaltet umfassende Planungen und Herausforderungen aufgrund bestehender Nutzungen und Platzmangel. Die Finanzierung steht derzeit laut einem Ministerratsbeschluss fest, und die nächste Planungsphase beginnt im März.