Der erste Prüfbericht zur Notlandung einer Swiss Air Maschine im Dezember in Graz legt tragische Details offen. Mit einem Triebwerk flog der Flieger die letzten Kilometer nach Graz, für die Evakuierung wurden nur vier der sechs Türen geöffnet, der Grund dafür wird noch geprüft.
GRAZ/STEIERMARK. Tragische Szenen ereigneten sich am 23. Dezember 2024 in Graz, als ein Flugzeug der Swiss Air notlanden musste. Grund für den Notfall war eine alarmierende Rauchentwicklung im Cockpit. Ein 23-jähriger Crew-Mitglied starb kurz nach dem Vorfall aufgrund seiner schweren Verletzungen, was die Schwere des Unfalls unterstreicht. Die österreichische Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) hat nun den ersten Bericht zu diesem Unglück veröffentlicht.
Technische Probleme und Luftnotlage
Der Bericht zeigt, wie schnell die Situation eskalierte. Der Airbus A220 war auf dem Weg von Bukarest nach Zürich und befand sich in einer Höhe von 40.000 Fuß (ca. 12.200 Meter), als um 16.32 Uhr die erste Fehlermeldung auftrat. Diese wies auf einen Ausfall des linken Triebwerks und Probleme mit dem Ölsystem hin. Wenige Momente später meldete das Cockpit starke Vibrationen und einen lauten Knall, den auch die Passagiere wahrnahmen. In der Folge trat Rauch im Cockpit auf, weshalb die Piloten ihre Sauerstoffmasken anlegten.
Um 16.34 Uhr schlug der Rauchmelder in der Bordtoilette Alarm, während gleichzeitig der Öldruck des linken Triebwerks abfiel. Die Cockpit-Besatzung rief „Mayday“ aus, meldete die Rauchentwicklung und leitete einen Notabstieg ein.
Notlandung in Graz
Bereits um 16.35 Uhr forderte der Kapitän die Kabinenbesatzung auf, sich auf eine Notlandung vorzubereiten. Zwei Minuten später wurde um eine sofortige Landung in Graz gebeten. Die Sauerstoffmasken für die Passagiere wurden nicht ausgelöst, da diese bei Rauchentwicklung als ungeeignet erachtet werden. Stattdessen kamen spezielle Rauchschutzhauben zum Einsatz.
Um 16.37 Uhr wurde das beschädigte Triebwerk abgeschaltet, und das Flugzeug flog nur noch mit einem Triebwerk. Der Kapitän informierte die 74 Passagiere um 16.40 Uhr über die kritische Situation. Um 16.53 Uhr setzte das Flieger sicher auf der Piste 34C auf, und 30 Sekunden später gab der Kapitän die Anweisung zur möglichen Evakuierung. Nachdem um 16.55 Uhr das rechte Triebwerk abgeschaltet wurde, begann die Evakuierung über die Notrutschen. Dabei blieben zwei der sechs Türen geschlossen, was derzeit untersucht wird.
Triebwerk zur Prüfung in den USA
Das defekte Triebwerk wurde demontiert und zu Analysezwecken an den Hersteller Pratt & Whitney in die USA geschickt. Erste Untersuchungen haben Schäden am vorderen Antriebssystem und an zwei Lagern aufgezeigt. Es stehen noch weitere metallurgische Tests und Bauteilanalysen aus. Zudem wird die Funktionsweise der Rauchschutzhauben der Crew untersucht, um mögliche technische Defekte oder Bedienfehler zu klären. Swiss Air hat gegenüber der APA erklärt, dass das Unternehmen eng mit den Ermittlungsbehörden kooperiert und eigene Untersuchungen durchführt. Der Abschlussbericht der Untersuchung wird in den kommenden Wochen erwartet, und Sicherheitsvorkehrungen werden möglicherweise revidiert, um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern.
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