Valerie Huber ruft zu einem revolutionären Wandel auf!


Nächste Woche wird ihr Buch „FOMO Sapiens“ veröffentlicht, eine Anspielung auf das Akronym für „Fear of Missing Out“, das die verbreitete Angst unter Jugendlichen beschreibt, etwas zu verpassen. Ihre Zielgruppe sind die jungen Menschen, von denen die 29-jährige Wienerin allmählich entwächst. Valerie Huber betont: „Es ist wichtig, die junge Generation zu aktivieren, die eines Tages Verantwortung übernehmen muss und jetzt auf die Konsumblase achten sollte, aus der wir entkommen müssen. Mein Ziel ist es, die Jugend zu mobilisieren und ihr Interesse an Politik zurückzubringen. Wir sind zu unpolitisch geworden. Jetzt ist es an der Zeit, sich wieder für politische Themen zu interessieren und aktiv zu werden.“

Der Untertitel des über 300 Seiten umfassenden Buches lautet: „Verpassen wir die heile Welt? 34 Fragen, die mich nachts wachhalten“. Diese Fragen sind tiefgreifend und herausfordernd, wie zum Beispiel:

  • Muss unsere Wirtschaft reformiert werden?
  • Wie gefährlich ist Social Media wirklich?
  • Welche Auswirkungen hat mein Konsum?
  • Wovor haben wir so viel Angst?
  • Was ist wirklich wichtig?

Huber analysiert diese Kernfragen kapitelweise und bringt ernsthafte Antworten zu den Krisen unserer Zeit. „Ich habe das Konzept so gestaltet, dass es leicht verständlich ist und für alle zugänglich bleibt,“ erklärt sie im Gespräch mit der APA. „Ich orientiere mich ein wenig an dem Instagram-System und vermeide es, bei den meisten Themen zu tief einzutauchen, da die Aufmerksamkeitsspanne heutzutage nicht mehr so groß ist. Ich präsentiere schwere Themen in kleinen Häppchen.“

Insgesamt behandelt Valerie Huber viele drängende Herausforderungen, von Wegwerfmode und übermäßigem Fleischkonsum bis hin zu Geschlechterdiskriminierung und Entsolidarisierung. Sie hat sich in Bereichen, in denen sie zuvor weniger bewandert war, wie Landwirtschaft und Mobilität, umfassend eingelesen und mit Fakten ausgestattet. Ihr beunruhigendes Fazit zur Klimakrise: Es ist fast zu spät, doch anstelle von Aktivismus verbringen viele Jugendliche Zeit mit ihren Smartphones.

„Es ist unvorstellbar, dass 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine rechtspopulistische Partei an der Spitze unseres Landes steht. In den USA erleben wir den Aufstieg einer Oligarchie, die unsere Erde als Spielwiese für Profit missbraucht,“ sagt die Schauspielerin und Aktivistin. „Es raubt mir die Hoffnung, dass wir in einer Zeit, in der wir uns mit Nachdruck der Klimakrise widmen sollten, einen globalen Rechtsruck erleben. Das alles werden wir jungen Menschen ausbaden müssen. Wir tragen eine historische Verantwortung, wenn wir nicht handeln.“

Valerie Huber, die auch als Ehrenbeauftragte von UNICEF Österreich für Kinderrechte tätig ist, hat diese Leidenschaft von ihrem Vater, einem Entwicklungsökonomen, übernommen. Ihre ersten sieben Lebensjahre verbrachte sie in Uganda und der Elfenbeinküste, bevor die Familie einige Jahre in den USA lebte, wo politische Diskussionen beim Abendessen an der Tagesordnung waren.

Heute ist sie überzeugt: „Wir brauchen einen radikalen Wandel, um in der Zukunft eine Chance zu haben. Das bedeutet eine grundlegende Veränderung in den Bereichen Wirtschaft und Mobilität. Wir können nur Lösungen finden, wenn wir radikal denken! Wir müssen den CO2-Ausstoß verringern und dringend ‚Degrowth‘ fördert – endloses Wachstum und Ausbeutung sind nicht haltbar. Unser System ist nicht gottgegeben und muss überdacht werden. Wir müssen für die Dinge kämpfen, die uns wichtig sind – ich sage bewusst ‚kämpfen‘, denn es wird kein leichter Weg sein!“

Huber ist sich der möglichen Risiken für ihre Karriere bewusst und hat eine Initiative gestartet, bei der Künstler mehr Engagement für den Klimaschutz zeigen sollen, jedoch ihre politischen Ambitionen vorerst zurückgestellt. „Die Frage ist, ob ich noch als Schauspielerin besetzt werde, wenn ich vom Publikum in eine Schublade gesteckt werde. Es ist wahrscheinlich schon jetzt nicht leicht, wenn man kein unbeschriebenes Blatt mehr ist.“

Nach zahlreichen Rollen in Fernsehserien spielte Huber auch im Kinofilm „Klammer – Chasing the Line“ und drehte im vergangenen Jahr in Spanien die ZDF-Koproduktion „Weiss und Morales“. „Es war eine tolle Herausforderung, auf Spanisch zu arbeiten, brachte jedoch auch viel Reisestress mit sich. Green Filming wird gefördert, doch CO2-Neutralität ist wegen der vielen Reisekilometer schwer zu erreichen.“

Ein Gegensatz zieht sich auch durch Hubers Buch. Einerseits fordert sie aktives Engagement gegen negative Entwicklungen, andererseits plädiert sie für eine Rückbesinnung auf wahre Lebenswerte und hält Abschalten sowie Entspannung für notwendig. Obwohl sie auf Instagram aktiv ist, ruft sie dazu auf, Smartphones beiseite zu legen und mehr Zeit in der Natur zu verbringen.

Kann der Kampf so geführt werden? Huber beantwortet dies: „Ich verstehe den Punkt, aber ich denke, wir brauchen eine Mischung – eine Balance. Wir benötigen sowohl den ‚Fight Mode‘, in dem wir uns engagieren, als auch den ‚Flight Mode‘, in dem wir uns um uns selbst kümmern und Ruhe finden. Es ist wichtig, daraus Kraft zu schöpfen, denn sonst kann man durchdrehen.“

Fühlt sich Valerie Huber als Einzelkämpferin? „Nein,“ antwortet sie. „Meine Blase denkt ähnlich. Doch ich merke oft, wie klein meine Blase ist.“

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E – Valerie Huber: „FOMO Sapiens – Verpassen wir die heile Welt? 34 Fragen, die mich nachts wachhalten“, Goldegg Verlag, 304 Seiten, 21 Euro, erscheint am 27.1.)

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