Geschehen im Verkehr: Der vierte Teil der Reihe „Verkehrszukunft Graz“ beleuchtet die Großprojekte Koralmbahn und den Ausbau der Südstrecke. MeinBezirk hat bei den ÖBB und der Holding Graz nachgefragt, was der steirische Zentralraum in den kommenden Jahren erwarten kann.
GRAZ/STEIERMARK. In der Steiermark tut sich einiges, und das ist unbestreitbar. Welche Geschwindigkeit und Richtung diese Veränderungen annehmen, ist jedoch ein Thema reichhaltiger Diskussionen. Bei der Pressekonferenz zum VCÖ-Mobilitätspreis 2023 unterstrich Verkehrslandesrätin Claudia Holzer (FPÖ) den Willen, Maßnahmen für eine nachhaltigere Mobilität zu initiieren. Allerdings seien die finanziellen Mittel „mehr als leer“, und es seien umfassende Analysen notwendig. Bis Ende März 2024 sollen erste Ergebnisse einer Potenzialanalyse vorliegen, mit dem Ziel, im Verlauf des Jahres eine umfassende Park-and-Ride-Strategie zu präsentieren.
Die ÖBB zeigen sich ambitioniert und verkündeten, dass die gesamte Südstrecke von Werndorf bis Spielfeld-Straß bis etwa 2037 durchgehend zweigleisig ausgebaut werden soll. Dadurch wird erwartet, dass die Fahrzeit zwischen Graz und Maribor auf 45 Minuten sinkt. Zudem soll durch eine Verdichtung der Regionalverkehrsangebote ein wettbewerbsfähiges Alternativangebot zum Pkw geschaffen werden, wobei ÖBB-Regionalmanager Peter Wallis betont, nicht vor der noch in Arbeit befindlichen Park-and-Ride-Strategie des Landes zu sprechen.
Die ersten Baumaßnahmen könnten 2028 beginnen, so die Auskunft der Pressestelle. Ein erfolgreicher Ausbau dieser Projekte könnte bedeuten, dass deutlich weniger Pendler täglich mit dem Pkw auf Grazer Straßen unterwegs sind. In diesem Kontext blicken die ÖBB optimistisch auf die bevorstehende Eröffnung der Koralmbahnstrecke zwischen Klagenfurt und Graz im Dezember 2024.
Grazer Verkehrsbetriebe nehmen Koralmbahn-Pendler ins Visier
Um sicherzustellen, dass Pendler nicht im Grazer Verkehrssystem verloren gehen, werden umfangreiche Vorbereitungen für den öffentlichen Nahverkehr getroffen. Eine Studie des Regionalmanagements Steirischer Zentralraum prognostiziert, dass täglich bis zu 2.500 Studierende aus Kärnten die Koralmbahn nutzen könnten, um nach Graz zu pendeln. Gleichzeitig wird erwartet, dass bis zu 3.000 Erwerbspendler auf dieser Strecke zu ihren Arbeitsplätzen im Zentralraum Steiermark fahren werden.
Am neuen Bahnhof „Weststeiermark“ in der Nähe von Deutschlandsberg wird mit mehreren Tausend Tagesreisenden gerechnet. „Wie viele davon tatsächlich auf die städtischen Verkehrsmittel umsteigen werden, können wir derzeit nicht vorhersehen“, so Mark Perz, Vorstandsdirektor der Holding Graz. Dennoch ist man mit dem gemeinsam mit der Stadt Graz entwickelten „Masterplan ÖV“ und den neuen Flexity-Straßenbahnen für die kommenden Jahre gut aufgestellt.
„Am Hauptbahnhof werden wir Taktverdichtungen umsetzen und sind mit fünf Straßenbahnlinien sowie vier Buslinien gut aufgestellt, um die Verbindung zu zahlreichen Stadtteilen zu gewährleisten. Immerhin sind rund 157.000 Bewohner und etwa 137.000 Arbeitsplätze direkt an den Schienen-Fernverkehr angebunden“, fügt Perz hinzu. Die größten Auswirkungen erwartet er am Nahverkehrsknoten Puntigam: „Mit dem abgeschlossenen Ausbau der Linie 5 sind wir gut vorbereitet, und wir passen die Abfahrtszeiten der Linie 64 an. Alle Änderungen im Fahrplan erfolgen zeitgleich mit der Eröffnung der Innenstadt-Entlastungsstrecke Ende November 2025.“
Weitere Themen aus der Reihe „Verkehrszukunft Graz“:
Wie Autoklubs zur Park-and-Ride-Strategie und zum Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln stehen.
Kritische Stimmen von Ziviltechnikern zum A9-Ausbau.
Über die Notwendigkeit einer Verkehrswende ohne ständigen erhobenen Finger.