„Vollzugang“: Wiener Agentur fördert barrierefreie Veranstaltungen


Die Wiener Agentur „FullAccess“ unterstützt Organisationen dabei, ihre Veranstaltungen barrierefrei zu gestalten, um eine inklusive Erlebniswelt zu schaffen. Sie haben seit 2017 beispielweise bei der Organisation des Donauinselfestes mitgewirkt.

WIEN. Konzerte und Festivals sind für viele Menschen eine willkommene Abwechslung vom Alltag, die es ihnen ermöglicht, zu entspannen und Freude zu erleben. Dennoch stehen Menschen mit Einschränkungen, sei es im Alter oder aufgrund von Behinderungen, oft vor Herausforderungen, die Veranstalter häufig nicht auf dem Schirm haben. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, treten Community-Managerin Christina Riedler und Sozialarbeiterin Martina Gollner in Aktion.

Im Jahr 2016 gründeten sie die Beratungsagentur „FullAccess“, die Organisationen dabei hilft, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten. Darunter fallen nicht nur Events mit Publikum, sondern auch Freizeitangebote aller Art. Im vergangenen Jahr unterstützte die Agentur das Coldplay-Konzert im Ernst-Happel-Stadion, und sie sind jährlich Partner des Donauinselfestes, einem der größten Festivals in Österreich.

Wie alles begann

Die beiden Gründerinnen sind seit ihrer Schulzeit eng befreundet. Gollner hat von Geburt an eine hochgradige Sehbehinderung, während Riedler sich seit ihrer Jugend ehrenamtlich für Menschen mit Behinderung engagiert. Trotz ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Musik zögerte Gollner lange, an Konzerten teilzunehmen.

So können auch Senioren Veranstaltungen genießen. | Foto: FullAccess

Als Riedler schließlich ihre Freundin motivieren konnte, fielen ihr die vielen Herausforderungen auf, mit denen Gollner konfrontiert war. „Das war sehr ernüchternd“, erklärt sie im Gespräch mit MeinBezirk. Bei einem Festivalbesuch in England fiel ihnen auf, dass dort deutlich mehr Informationen und Unterstützung für Menschen mit Behinderungen bereitgestellt werden. „Wir dachten: Das muss auch in Österreich möglich sein!“

Bewusstsein schaffen

Die Sensibilisierung der Veranstalter stellte sich als schwieriger Prozess heraus. „Viele waren anfangs ablehnend, weil sie die Notwendigkeit nicht verstanden haben“, sagt Gollner. Es fehlt oft das Bewusstsein, dass Menschen mit Behinderungen ebenso zahlende Kunden sind. In Österreich leben rund 1,9 Millionen Menschen mit Behinderungen, die eine frühzeitige Planung ihrer Veranstaltungsbesuche benötigen. „Unser größter Tipp ist, genügend Informationen über mögliche Barrieren und Unterstützungsmöglichkeiten bereitzustellen“, so Riedler.

Personal schulen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Barrierefreiheit ist die Schulung des Personals. Viele Mitarbeiter wissen oft nicht, wie sie in bestimmten Situationen reagieren sollen. „Es ist wichtig, dass sie sich sicher fühlen, um hilfsbereit zu sein“, betont Riedler. Beim diesjährigen Donauinselfest wird zudem ein Fokus auf Senioren gelegt, die oft zu den am stärksten betroffenen Gruppen gehören.

Die größte Gruppe mit Einschränkungen seien Senioren. | Foto: FullAccess

In Kooperation mit Haller Mobil, einer Firma, die einen Shuttleservice anbietet, konnte FullAccess bereits neue Standards setzen. Darüber hinaus werden Ruhebereiche und Begleitpersonen zur Verfügung gestellt, um das Erlebnis für alle Teilnehmer zu verbessern. Der Donauinselfest hat sich als eine traditionsreiche Veranstaltung entwickelt, die seit über 40 Jahren nicht nur Fans erfreut, sondern auch ein Zeichen der Inklusion setzt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website fullaccess.at.

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