Nachdem er in den 90ern als Journalist in Moskau tätig war, zählt Trudoljubow zu den prägenden Persönlichkeiten in der russischen Medienlandschaft. Er war maßgeblich an der Gründung der Tageszeitung „Wedomosti“ beteiligt, die 1999 ins Leben gerufen wurde. Bis 2015 leitete er dort die wichtigsten Meinungsseiten und beeinflusste damit den Diskurs jener russischen Eliten, die sich ein marktwirtschaftliches, westlich orientiertes und pluralistisches Land wünschten. Doch die Ambitionen der liberalen Bewegungen wurden unter dem langjährigen Präsidenten Wladimir Putin nach und nach zurückgedrängt, mit dem Überfall auf die Ukraine 2022 als finalem Paukenschlag. Trudoljubow sah sich gezwungen, Russland zu verlassen und wirkt seither als angesehener Russlandexperte für eine Vielzahl westlicher Thinktanks. Zuletzt war er 2024 für das Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien tätig.
Im Exil hat Trudoljubow jedoch nicht nur seine journalistische Karriere fortgesetzt, sondern auch neue Wege als Künstler eingeschlagen. Unter dem für westliche Ohren verständlicheren Namen Max Trutt zeigt er seine Werke in der Maya Galerie in Wien. Rund 35 Bilder sind bis Mitte März in der Galerie zu sehen, die von der Teheraner Künstlerin Maryam Mansouri betrieben wird. Frühere Pläne für eine Zusammenarbeit mit einer weiteren Wiener Galerie, deren Inhaber russische Wurzeln haben, scheiterten infolge der Brandmarkung Trudoljubows als „Auslandsagent“ durch das russische Justizministerium. Dies zeigt eindrücklich, welche Herausforderungen Exilanten in der heutigen politischen Landschaft meistern müssen.
„Ich bin in meiner neuen Funktion sozusagen erst ein Jahr alt“, lacht der 55-Jährige im Gespräch mit der APA. Trotz der bescheidenen Einschätzung seiner neuen Rolle ist ihm klar, dass er in den letzten Jahren seine Leidenschaft für die Kunst entdeckt hat. Trudoljubow erklärt: „Ich habe zu lange Zeit zu viel gesprochen.“
Die Fähigkeit, sich als bildender Künstler neu zu erfinden, spiegelt sich auch in den soliden handwerklichen Fertigkeiten wider, die er sich zu Beginn der 90er Jahre an einem nicht abgeschlossenen Studium am Moskauer Architekturinstitut MARCHI angeeignet hat. Dort erhielt er einen traditionellen Zeichenunterricht, zu einer Zeit, als komplexe Architekturprojekte noch manuell gezeichnet wurden. Diese ästhetische Sozialisierung zeigt sich deutlich in seinen großformatigen Acrylbildern, die an futuristische Architekturfantasien erinnern.
- Ein Beispiel ist das Triptychon „Stadt auf einem Hügel“, das den Ausstellungstitel trägt und die brutale Modernisierung sowie Industrialisierung der Sowjetunion während des Stalinismus reflektiert.
- In diesen Werken sind nicht nur wilde Bauaktivitäten dargestellt, sondern auch Tiere, die sich auf improvisierten Straßen bewegen – eine Metapher für die gesellschaftlichen Umwälzungen.
Trudoljubow sieht sich auch als mitverantwortlich für eine weitere Modernisierung Russlands, die er als Redakteur einflussreicher Meinungsseiten beförderte und mittlerweile als problematisch empfindet. „Wir waren in diesen Jahren unglaublich hochmütig in Bezug auf die russische Gesellschaft“, reflektiert er. Statt ein abgehobener Experte zu sein, möchte er die menschliche Perspektive betonen und mit den Menschen fühlen, die oft ohne Planung in eine neue Realität geworfen wurden.
In seinen Bildern finden sich häufig Darstellungen von Tieren, wie zum Beispiel Esel, Ziegen oder Hasen auf Schildkröten. Diese Wahl erklärt Trutt damit, dass sie eine tiefere Reflexion über den Menschen ermöglichen. Fabeln und Gleichnisse seien nicht die Sprache der Elite, sondern repräsentierten die Ängste und Sorgen der unteren Schichten.
(Das Gespräch führte Herwig Höller/APA)
(S E R V I C E – „Max Trutt. City Upon a Hill“ in der Maya Galerie Wien, Burggasse 89, 1070 Wien bis 15. März.)
Zusammenfassend zeigt die Karriere von Max Trutt, wie sich Politiker, Journalisten und Künstler in Zeiten des Wandels neu erfinden können. Trotz der Schwierigkeiten, die Exil mit sich bringt, hat Trudoljubow seine Stimme und Kreativität erfolgreich ins Ausland getragen.
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