Warum die aktuelle Debatte das „Sonny Boys“ der Josefstadt in den Schatten stellt!


Der Kultursprecher der Wiener FPÖ hatte aufgrund von „im Raum stehender Anschuldigungen wegen Ehrverletzungen und sexueller Übergriffe“ wenige Stunden zuvor die Absage der Premiere gefordert. Er äußerte: „Es ist ein fatales Signal, wenn man auf der Bühne Jubel erntet, während schwerwiegende Vorwürfe im Raum stehen.“ Diese Bitte wurde jedoch nicht erfüllt. Am Ende der Vorstellung nahm Herbert Föttinger, der im Stück als alter Komiker Al Lewis auftritt, sichtlich erleichtert den großen Applaus des Premierenpublikums entgegen.

Der zweistündige Abend, an dem auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) von der Loge aus anwesend war, begann schwerfällig. Details zum Bühnenbild und den Hauptdarstellern:

  • Bühnenbild: Sophie Lux und Sarah Smets-Bouloc – Eine New Yorker Wohnhöhle des einstigen Komik-Stars Willie Clark, vollgestopft mit Antiquitäten.
  • Robert Meyer spielt Willie Clark, dargestellt als lahmendes Rennpferd, das die Realität seiner vergangenen Erfolge nicht akzeptieren kann.
  • Dominic Oley gibt den Neffen und Manager, der seine mürrische Stimmung zu heben versucht.
  • Regie: Stephan Müller – Routiniertes Unterhaltungshandwerk.

Die Situation ändert sich, als Föttinger als ehemaliger Kompagnon zurückkehrt und die kleine Wohnung betritt. Sein Spazierstock, der als Blindenstock, Taktstock und Waffe dient, wird zur Metapher für die Auseinandersetzung zwischen den beiden Partnern, die einst gemeinsam ihren berühmten „Doktorsketch“ aufgeführt haben.

Der Höhepunkt des Abends ist die improvisierte Probe des Sketchs, in der Machtverhältnisse und Spannungen deutlich werden. Willie nennt Föttinger provokant „Herr Direktor“, was zu einem großen Lacher führt, als dieser empört antwortet: „Nenn‘ mich nicht Direktor!“

Die Zeit nach der Pause bringt weniger Höhepunkte, insbesondere die missratene Neuaufnahme des alten Sketchs im TV-Studio und die Dialoge zwischen Willie und seiner osteuropäischen Krankenschwester (Larissa Fuchs) sind eher schwach. Ernst und damit ebenso lustig wie traurig wird es, als das einstige Dreamteam erkennen muss, dass ihre gemeinsamen Zeiten unwiederbringlich vorbei sind.

Für Regisseur Herbert Föttinger, der seit 2006 das Theater in der Josefstadt leitet, ist es das Ende. Er wird bis zur Saison 2026/27 nicht mehr inszenieren, wenn Marie Rötzer die künstlerische Leitung übernimmt. Ein Endbericht zu den Vorwürfen von sexueller oder struktureller Gewalt im Haus soll Freitagmittag veröffentlicht werden.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E): „Sonny Boys“ von Neil Simon, Deutsch von Gerty Agoston, Regie: Stephan Müller, Bühnenbild: Sophie Lux / Sarah Smets-Bouloc, Video: Sophie Lux, Kostüme: Birgit Hutter, Musik: Matthias Jakisic, Choreographie: Daniela Mühlbauer. Mit u.a. Robert Meyer, Herbert Föttinger, Dominic Oley und Larissa Fuchs. Theater in der Josefstadt. Nächste Vorstellungen: 20., 28.-31.12, 3., 22., 24.-26.1.

In diesem Artikel wird die Premiere von „Sonny Boys“ erläutert, während im Hintergrund schwerwiegende Vorwürfe gegen Herbert Föttinger stehen. Trotz der angespannten Situation wurde die Vorstellung aufgeführt und erhielt Applaus. Föttinger wird bis zur Saison 2026/27 nicht mehr inszenieren, und ein Bericht zu den Vorwürfen wird bald erwartet.

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