Der Anteil adipöser Menschen ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, was nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Gesundheitssysteme und medizinische Fachkräfte vor immense Herausforderungen stellt. Das Hormon Insulin spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von krankhaftem Übergewicht, wie die Universität Tübingen in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gab.
Insbesondere die Insulinempfindlichkeit des Gehirns steht in direktem Zusammenhang mit langfristiger Gewichtszunahme und einer ungesunden Verteilung von Körperfett. Um diese Thematik zu untersuchen, führte Stephanie Kullmann von der Tübinger Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie mit ihrem Team eine wegweisende Studie durch.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden im Rahmen ihrer Forschung heraus, dass selbst eine kurze Einnahme von hoch verarbeiteten und ungesunden Lebensmitteln (z. B. Schokoriegel und Chips) zu signifikanten Veränderungen im Gehirn gesunder Individuen führen kann. Diese Veränderungen könnten als erste Anzeichen für die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes betrachtet werden.
Unter normalen Bedingungen hat Insulin eine appetitzügelnde Wirkung im Gehirn. Bei Personen mit Adipositas, definiert durch einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30, funktioniert dieser Regelmechanismus allerdings nicht mehr richtig, was zu einer Insulinresistenz führt. Kullmann bemerkte: „Interessanterweise zeigte das Gehirn bei unseren gesunden Studienteilnehmern eine ähnliche Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber Insulin nach kurzzeitiger hoher Kalorienzufuhr wie bei Menschen mit krankhaftem Übergewicht.“ Dieses Phänomen war sogar noch eine Woche nach der Rückkehr zu einer ausgewogenen Ernährung festzustellen.
In der Studie nahmen 29 männliche Teilnehmer mit Normalgewicht teil, die in zwei Gruppen unterteilt wurden:
- Gruppe 1: Diese Gruppe konsumierte an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung 1.500 Kilokalorien in Form von hochverarbeiteten Snacks.
- Kontrollgruppe: Diese Gruppe verzichtete auf die zusätzlichen Kalorien.
Nach einer Eingangsuntersuchung wurden beide Gruppen zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht:
- Direkt nach der fünf-tägigen Phase der erhöhten Kalorienzufuhr.
- Eine Woche nachdem die erste Gruppe wieder zu ihrer normalen Ernährung zurückgekehrt war.
Die Insulinempfindlichkeit im Gehirn sowie der Fettgehalt der Leber wurden mittels Magnetresonanztherapie (MRT) analysiert. Die entscheidenden Ergebnisse der Studie zeigten, dass der Fettgehalt der Leber in der ersten Gruppe signifikant anstieg. Gleichzeitig hielt die beobachtete Insulinresistenz im Gehirn dieser Probanden im Vergleich zur Kontrollgruppe auch eine Woche nach Rückkehr zur normalen Ernährung an. Solche Ergebnisse waren zuvor nur bei Personen mit krankhaftem Übergewicht dokumentiert worden.
Dr. Andreas Birkenfeld, Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV der Tübinger Universitätsklinik, erklärte: „Es ist anzunehmen, dass sich die Insulinreaktion des Gehirns an kurzfristige Änderungen der Ernährung anpasst, bevor eine Gewichtszunahme tatsächlich eintritt. Dies könnte die Entwicklung von Übergewicht und damit verbundenen Erkrankungen begünstigen.“ Daher ist eine vertiefte Forschung zur Bedeutung des Gehirns in Bezug auf Adipositas und metabolische Erkrankungen von großer Wichtigkeit.
(S E R V I C E – Shortlink zum „Nature“-Artikel )
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vorliegende Studie bereits erste Hinweise auf die dringende Notwendigkeit weiterer Forschungen zur Rolle des Insulins im Gehirn bietet, um das Verständnis für die Entwicklung von Adipositas und damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen zu vertiefen. Ein besseres Verständnis könnte präventive Strategien und behandelnde Maßnahmen erheblich verbessern.
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