Nach einem ereignisreichen Jahr mit zahlreichen Baustellen ziehen die Wiener Linien eine Bilanz. Auch für 2025 steht im Rahmen der Modernisierungsoffensive „Netz erst recht!“ viel auf dem Plan. MeinBezirk bietet einen Überblick.
von Antonio Šećerović & Tamara Winterthaler
WIEN. 2024 war ein sehr anspruchsvolles Jahr für die Wiener Linien: U2xU5-Ausbau, Hochwasserschäden im September, Verzögerungen bei der U2, ein Brand in der U1, sowie Arbeiten in der Wiedner Hauptstraße und Universitätsstraße – dies sind nur einige der großen Projekte und Herausforderungen, mit denen das städtische Verkehrsunternehmen konfrontiert war.
Trotzdem zeigt sich Geschäftsführerin Alexandra Reinagl im Gespräch mit MeinBezirk „sehr zufrieden“: „Es war ein sehr forderndes Jahr. Mit der Modernisierungsoffensive haben wir jetzt richtig Fahrt aufgenommen, was bedeutet, dass wir größere Baustellen durchführen, die einige Zeit in Anspruch nehmen.“ Zudem wird versucht, bei Bauarbeiten oder Sanierungen von Drittfirmen wie Wien Energie oder Wiener Netze mitzuwirken. Diese Baustellen werden für den Austausch von Gleisen sowie Weichen oder unterirdischen Installationen genutzt.
100 Baustellen erfolgreich abgeschlossen
Insgesamt investierten die Wiener Linien 2024 223 Millionen Euro in die Modernisierung der Infrastruktur, was zur Abwicklung von 100 Baustellen führte. Während dieser Maßnahmen wurden 8,6 Kilometer Gleise sowie 53 Weichen erneuert. Zu den großen Projekten zählten unter anderem die Gleiserneuerung in der Wiedner Hauptstraße und der Universitätsstraße, die einen reibungslosen Straßenbahnverkehr für die nächsten 25 bis 30 Jahre gewährleisten sollen.
„Wir bemühen uns, sowohl für unsere Fahrgäste, die oberste Priorität haben, als auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Dies haben wir dieses Jahr an verschiedenen Standorten, unter anderem in der Universitätsstraße und der Wiedner Hauptstraße, geübt“, erklärt Reinagl.
Bauvorhaben für 2025
Auch im kommenden Jahr steht im Rahmen der Modernisierungsoffensive „Netz erst recht!“ viel auf dem Programm. Insgesamt sollen 11 Kilometer Gleise erneuert und 45 neue Weichen installiert werden. Für die Erneuerung des Straßenbahnnetzes und die damit verbundene Reduzierung von Langsamfahrstellen wird in den Jahren 2024/2025 ein Betrag von insgesamt 76 Millionen Euro investiert.
„Bei der Planung der Bauprojekte spielen das Fahrgastaufkommen, die Witterungsbedingungen und die Effizienz der Bauabwicklung eine zentrale Rolle“, erläutert Gudrun Senk, technische Geschäftsführerin der Wiener Linien. „Daher setzen die Wiener Linien zunehmend auf umfassendere Sanierungen, die über das gesamte Jahr verteilt sind.“
Spürbare Verbesserungen in Aussicht
Die großangelegten Projekte sollen merkliche Verbesserungen für die Fahrgäste mit sich bringen. 2025 werden die Arbeiten für die Linien 12 und 27 bis in den Herbst fortgesetzt. Neben mehreren kleineren Gleistauschprojekten sind auch sechs Großprojekte geplant, bei denen rund 11 Kilometer Gleise erneuert werden.
So werden beispielsweise in der Hütteldorfer Straße im 14. und 15. Bezirk etwa 1.800 Meter Gleise ausgetauscht. Während dieser Arbeiten übernehmen die Linien 46 und 52 teilweise die Funktion der Linie 49. Auch in der Landstraßer Hauptstraße im 3. Bezirk werden 2.500 Meter neue Gleise verlegt, sowohl in der Schlachthausgasse als auch in der Landstraßer Hauptstraße. Hierbei wird es zu Umleitungen und Streckensperren kommen.
Im Bereich Franz-Jonas-Platz und Schloßhofer Straße in Floridsdorf werden weitere 1.800 Meter neue Gleise ergänzt. Hier müssen die Arbeiten größtenteils in der betriebslosen Zeit umgesetzt werden, da die ÖBB gleichzeitig an der S-Bahn-Stammstrecke tätig ist. Die Jörgerstraße im 17. und 18. Bezirk erhält 1.000 Meter neue Gleise. Dies erfordert, dass die Linie 43 ab dem Elterleinplatz in Richtung Gersthof umgeleitet wird. Die Linie 9 wird bis zur Rosensteingasse kurzfristig verkürzt, während die Intervalle der Linien 2 und 44 verdichtet werden.
Auch am Ring in der Inneren Stadt wird es zu Gleistausch-Arbeiten kommen. Der Kärntner Ring, Universitätsring und Schubertring werden mit neuen Gleisen und Weichen ausgestattet. Während dieser Zeit müssen die Ringlinien teilweise umgeleitet werden. Als Umleitung stehen die U-Bahn-Linien U1, U2, U3 und U4 zur Verfügung.
U-Bahn-Highlights für 2025
Auch an verschiedenen U-Bahn-Stationen wird fleißig gearbeitet. Bei der U1-Station Kagran schreiten die Modernisierungsarbeiten an Fundament und Oberfläche in die zweite Runde. Hier wird am Bahnsteig in Richtung Oberlaa gearbeitet. Von März bis Juli halten die Züge in dieser Station nicht. Zu Ostern erhält die U1-Station Keplerplatz neue Weichen.
Für die unterirdische Alserbachbrücke startet im Januar der zweite Teil des Neubaus, der bis Ende Mai dauert. Der U4-Verkehr von Hütteldorf bis Heiligenstadt bleibt währenddessen aufrecht. Nur vom 13. Januar bis Ende Februar kommt es zu einer Einschränkung: In dieser Zeit kann nur jeder zweite Zug bis Heiligenstadt fahren, was zu längeren Intervallen zwischen Schwedenplatz und Heiligenstadt führt.
Der Tunnelträger der U4 zwischen Schottenring und Friedensbrücke wird 2025 saniert werden, wodurch die U4 in diesem Bereich nicht fahren kann. Die Ersatzlinie E4 wird die Fahrgäste zwischen Nußdorf und Schottenring transportieren.
Die U6-Station Tscherttegasse wird ebenfalls modernisiert. Sowohl in den Semesterferien als auch während der Herbstferien finden hier Sanierungsarbeiten zwischen Spittelau und Jägerstraße statt. In dieser Zeit wird die Linie 33 auch am Wochenende und abends zwischen Josefstädter Straße und Jägerstraße verkehren. Während der Arbeiten bleibt jeweils eine Richtung der U6 befahrbar.
Insgesamt erhält das U-Bahn-Netz 11 neue Aufzüge und 12 moderne Rolltreppen, beginnend mit der Gumpendorfer Straße im Januar. Auch ein Aufzug am Stephansplatz wird zu Beginn des Jahres erneuert. Für die Erneuerung von Aufzügen und Rolltreppen werden 2025 insgesamt 6,3 Millionen Euro eingeplant.
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