Zauberhafte Klänge: Die Wiederentdeckung von Melodien und Rhythmen der Alten Musik


Alte Musik – was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Für jene, die sich nicht intensiv mit Musik befassen, könnte es den Anschein erwecken, dass es sich um ein Musikgenre handelt, das vor allem ältere und konservative Menschen anspricht. Diese Annahme ist jedoch irreführend. Alte Musik umfasst eine Vielzahl von Stilen und Stücken, die aus verschiedenen Epochen von der Antike bis zum Barock stammen. Ihr Wiederaufleben in europäischen Konzertsälen seit den 1970er Jahren war nicht nur bedeutend, sondern auch revolutionär, da es die Aufmerksamkeit auf oft vergessene, aber musikalisch reiche Kapitel unserer Geschichte lenkte.

Als österreichische Wegbereiter, die sich intensiv für die Aufführung Alter Musik im Originalklang engagierten, sind René Clemencic (1928-2022) und Nikolaus Harnoncourt (1929-2016) zu nennen. Beide spielten eine Schlüsselrolle in der historischen Aufführungspraxis und berichteten von anfänglichen Widerständen innerhalb ihrer Ensembles gegen die Verwendung historischer Instrumente. Doch nach den ersten Konzerten, die bei einem begeisterten, oft jungen Publikum stattfanden, wurde die Alte Musik zunehmend geschätzt.

In seinem Buch „Lebendige Alte Musik 1966 – 2005“ dokumentiert René Clemencic 152 Konzertaufführungen von Musik des 11. bis 18. Jahrhunderts, die er im Rahmen des MUSICA ANTIQUA-Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien konzipierte. Diese Reihe wird als die erste ihrer Art angesehen, die abendländische Musik aus acht Jahrhunderten lebendig und authentisch einem breiten Publikum präsentierte, viele Werke direkt aus alten Manuskripten übertragend. Clemencic, ein wahres Universalgenie als Musikwissenschaftler, Dirigent und Instrumentalist, berührte sowohl das Gehör als auch die Herzen seines Publikums.

Ähnlich vielseitig war Nikolaus Harnoncourt, der zuvor als Violgambist und Cellist fungierte und 1953 das Ensemble für historische Instrumente Concentus Musicus gründete. Sein Fokus lag auf dem Barockrepertoire, das er mit bedeutenden Werken von Monteverdi und Rameau erweiterte. Das von ihm 1978 dirigierte „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi erlangte Kultstatus und bleibt eine der denkwürdigsten Aufführungen.

Doch was macht Alte Musik so besonders? Viele Menschen empfinden eine tiefgreifende Verbindung zu ihr, obwohl sie selbst keine Musik ausüben oder studieren. Besonders die Musik des Mittelalters, Renaissance und Barock hat eine emotionale Kraft, die in der Lage ist, intensive Gefühle hervorzurufen. Die Verbindung von starken Melodien und Rhythmen kann Erinnerungen und Stimmungen wachrufen, die in der modernen Musik oft verloren gehen. Dies zeigen auch die oftmals begeisterten Reaktionen des Publikums, wenn Stücke aus diesen Epochen aufgeführt werden.

Ein prominentes Beispiel dafür ist das Wiener Konzerthaus, das seit 1993 die Konzertreihe „Resonanzen“ veranstaltet. Dieses Festival feiert die Alte Musik mit Aufführungen und begleitenden Veranstaltungen. Es wird oft von einem breiten Publikum besucht, das von der emotionalen Tiefe der Musik beeindruckt ist. Das Festival hat sich zu einer Plattform entwickelt, die Alte Musik sowohl für erfahrene Kenner als auch für Neulinge zugänglich macht.

Ein weiterer einzigartiger Ort ist das „SANTO SPIRITO“ in Wien, bekannt für seine herzliche Gastfreundschaft und sein Engagement für Alte Musik. Zahlreiche Musiker, darunter legendsiche Namen und aufstrebende Talente, haben dort Auftritte gegeben. Es ist ein Ort, an dem Geschichte und moderne gastliche Kultur aufeinandertreffen. Hier wird nicht nur kunstvolle Kulinarik geboten, sondern auch ein kleines, feines Musikprogramm, das die Atmosphäre des Lokals bereichert.

Am 25. April wird im Santo Spirito die 16-jährige Violinvirtuosin Marianna (Künstlername Mascha) auftreten. Mit ihrem außergewöhnlichen Talent hat sie bereits viele beeindruckt, während sie in Graz studiert. Ihr Engagement unterstreicht die ewige Vitalität der Alten Musik, die, wie Bernd Jaumann einmal sagte, durch junge Künstler immer lebendig bleibt.



Source link

Beitrag teilen